Zu tun! Zu tun!
Heute lese ich da in der Zeitung:
In Los Angeles gibts einen Schnapsverein,
und man befürchtet seine Verbreitung
in dem übrigen Land – dabei fällt mir ein:
Ich sollte mal wieder an Edith schreiben
(in Kalifornien) – seit Januar
liegt der Brief da, und ich laß es bleiben
und verschieb es nun schon ein halbes Jahr.
Das ist nicht richtig. Es nimmt mir die Ruh.
Aber . . . ich komme nicht dazu.
Der Arzt sagt, ich soll mir Bewegung machen.
Da gibt es so eine Schule für Sport . . .
Auf dem Boden liegen noch alte Sachen,
die sollten doch längst für die Armen fort!
Bin ich an Vaterns Grab gewesen?
Ich nehm es mir vor – und dabei wirds nie.
Das Gelbbuch wollte ich immer mal lesen,
das und Simmels Soziologie.
Wie oft wollt ich schon nach Friedrichsruh!
Aber . . . ich komme nicht dazu.
Einstmals, wenn die Posaunen schallen,
steigt auf der Berliner aus seinem Grab.
Und er steht in der ersten Reihe vor allen –
(»Weil ich doch meine Beziehungen hab!«)
Gott, der Herr, mild und voll Frieden,
der über allen Gewässern schwebt,
[409]spricht: »Berliner! Was tatst du hienieden?
Menschenskind! Wie hast du gelebt –?«
Und der Berliner sagt darauf verschwommen:
»Ich . . . bin leider nicht dazu gekommen.«