Metropoltheater

Kinder, auch das ist ja alles nicht wahr. Das assyrisch eingerichtete Hotel nicht, und nicht die ganze Millionärskiste mit Dienern und Fräcken und der so feinen Benehme. Wahr ist nur, daß das Publikum in richtigem Instinkt von Herzensgrund mit dem einen sympathisiert, der sich mit einer schnoddrigen berliner Redensart über all die Fatzkes lustig macht: mit Thielscher. Auch, weil er ulkig ist, weil er sich in seine Hühnerbrust wirft – aber hauptsächlich, weil bei ihm noch die gute alte berliner Posse durchschimmert, der alte Typ des Bürgers, der mit festgefügten Anschauungen andersgeartetes abweist. Hier spiegelt sich unsre Stadt: man ginge am liebsten in Hemdsärmeln, aber man muß doch nun mal; und so macht man seufzend mit – wie der Berliner in Weinlokäler geht, in denen er sich nicht wohl fühlt, aber die er für fein hält; wie die ganze Stadt zu weite Kleider anhat und noch nicht nachgewachsen ist.

Das Stück hat ein Libretto und eine Musik (die nur an einer Stelle [90] aufhorchen macht, da, wo ein Lauf die Harfe herauftrudelt); und um Giampietro ist es nach wie vor schade, weil er lieber Wedekind spielen sollte.


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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1913. Metropoltheater. Metropoltheater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6DA5-6