An Kerner

Es war in traurigen Novembertagen,
Ich war gewallt zum stillen Tannenhaine
Und stand gelehnet an der höchsten eine,
Da hielt ich deine Lieder aufgeschlagen.
Versunken war ich in die frommen Sagen:
Bald kniet ich vor Sankt Albans Wundersteine,
Bald schaut ich Regiswind im Rosenscheine,
Bald sah ich Helicenas Münster ragen.
Welch lieblich Wunder wirkten deine Lieder!
Die Höh erschien in goldnem Maienstrahle,
Und Frühlingsruf ertönte durch die Wipfel.
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Doch bald verschwand der Wunderfrühling wieder,
Er durfte nicht sich senken in die Tale,
Im Fluge streift' er nur der Erde Gipfel.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Sonette, Oktaven, Glossen. [Sonette]. An Kerner. An Kerner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6FA5-3