Der Wald

Was je mir spielt' um Sinnen und Gemüte
Von frischem Grün, von kühlen Dämmerungen,
Das hat noch eben mich bedeckt, umschlungen
Als eines Maienwaldes Lustgebiete.
Was je in Traum und Wachen mich umglühte
Von Blumenschein, von Knospen, kaum gesprungen,
Das kam durch die Gebüsche hergedrungen
Als leichte Jägerin, des Waldes Blüte.
Sie floh dahin, ich eilte nach mit Flehen,
Bald hätten meine Arme sie gebunden,
Da mußte schnell der Morgentraum verwehen.
O Schicksal, das mir selbst nicht Hoffnung gönnte!
Mir ist die Schönste nicht allein verschwunden,
Der Wald sogar, drin ich sie suchen könnte.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Sonette, Oktaven, Glossen. [Sonette]. Der Wald. Der Wald. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-710B-1