Lob des Höchsten
Singt, singt mit heiligem Entzücken,
Singt unserm Gott ein neues Lied!
Der Herr ist groß! Ihn will ich preisen,
Ihn, den Gütigen, den Weisen,
Dessen Auge nichts entflieht!
Der du den sternenvollen Himmel,
Wie ein Gezelt, weit ausgespannt,
Und hier, umstrahlt von Sonnen, thronest,
Hier in einem Lichte wohnest,
Wo kein Sterblicher dich fand!
Gott! ich verliere mich im Glanze;
Dich, Gütigster, verlier ich nie!
Du bist auch unter uns zugegen;
Und entzückt von deinen Wegen,
Voll Verwundrung preis' ich sie.
Dich preis' ich, der du an die Erde
Mit väterlicher Güte denkst,
Der du ihr in der Sonne leuchtest,
Und im Regen sie befeuchtest,
Sie mit kühlem Thaue tränkst:
[199]
Daß frisches Grün um ihre Glieder,
Ihr Haupt mit jungen Bluhmen lacht,
Und ihren mütterlichen Rücken
Saat und milder Segen drücken,
Jährlich mit verneuter Pracht.
Denn du versorgest, was du schufest:
Dein kleinst Geschöpf ist dir bekannt.
Der junge Rabe, der beschneyet
Hoch auf nackten Wipfeln schreyet,
Sättigt sich aus deiner Hand.
Du bists, der zwischen rauhen Bergen
Erfrischend Wasser quellen läßt,
Und sonnenreichen Höhen Reben,
Bäumen ihre Frucht gegeben,
Grünen Wäldern ihren West.
Zur Arbeit winket den Geschöpfen
Der Tag aus strahlenvoller Luft:
Bis, unter dunkler Schatten Hülle,
Kühler Nächte sanfte Stille
Zur gewünschten Ruhe ruft.
Doch früh erwacht zu Dank und Liedern
Der Vögel buntgefiedert Chor.
Dann steigt von allen Nationen,
Steigt aus aller Himmel Zonen
Dir ein Lobgesang empor:
[200]
Dir, großer Vater aller Wesen,
Der allen wohlthut, alle liebt,
Und will, daß alle, wenn sie wollen,
Alle glücklich werden sollen,
Denen er das Leben giebt:
Damit sein Name herrlich werde
Durch alle Welten, sein Gebieth,
Und ihn, den Gütigen, den Weisen,
Alle Zungen dankbar preisen,
Durch ein allgemeines Lied!