Laura
Dich, Laura, seh ich? Dich, Petrarchs Geliebte?
Dieß ist das himmlische Gesicht,
Auch dem ein Himmel, den sie oft betrübte,
Durch Grausamkeiten strenger Pflicht?
Du blaues Auge, schmachtend vom Verlangen,
Das Laurens Mund verschweigen muß!
O welche Rosen blühen aus den Wangen!
Die vollen Lippen! welch ein Kuß!
O säht ihr Lauren unter Bluhmen wallen,
Ihr Gang wär einer Göttinn Gang!
Und ihre Stimme müßte süsser schallen,
Als einer Nachtigall Gesang!
Mein Herz kennt Lauren und klopft ihr entgegen!
Nun fühl ich, daß es möglich sey,
Voll süsser Schwermuth einer Laura wegen,
Nur ihr zu leben, ewig treu;
Fern von der Schönen, wachend sie zu träumen,
Abwesend auch ihr nachzugehn,
An allen Bächen, unter allen Bäumen
Nur sie zu hören, sie zu sehn.
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Ach! alle Schönheit dieser schlanken Glieder
Verschloß ein unbarmherzig Grab!
Doch Laura lebet durch des Dichters Lieder,
Den ihr der Gott der Liebe gab.
In seinen Liedern rieselt noch die Quelle,
Mit klarer, kühler, sanfter Fluth,
Lacht noch mit Bluhmen jene werthe Stelle,
Wo sie an grünen Baum geruht.
Der Ort ist heilig! Junge Weste schweigen,
Und kühlen sie mit stiller Lust:
Die weißen Blüthen taumeln von den Zweigen
Verliebt herab auf Laurens Brust.
In süsser Irre sanft herumgetragen,
Verziehn und sinken sie gemach:
Hier herrscht die Liebe! scheinen sie zu sagen;
Hier herrscht die Liebe! seufz ich nach.