[232] Die einundfunfzigste Fabel.
Von Fischen, die aus der Pfannen sprungen.

Klein fischlin het einsmals ein koch,
Die waren frisch und lebten noch,
Warfs in ein pfann mit heißem schmalz
Und tat dazu ein wenig salz.
Da sprach einr von denselben fischen:
»Lieben brüder, laßt uns hin wischen
Und springen hin aus diser pfannen:
Das heiße schmalz wird uns sunst zannen.«
Sie sprungen allesam eintrechtig
Aus der pfannen ins feur mechtig.
Wie sie das feur fast brennen tet,
Ir rat sie bald gerauen het,
Sprachen: »Wir sein eim kleinen schaden
Entgan und han auf uns geladen
Ein größer pein und das verderben:
Mit schmerzen müßen wir all sterben.«
Wenn wir fallen in ungelücke,
Solln wir uns wißen recht zu schicke,
Daß wir nicht, wenn wir fliehen wöllen,
Ein klein unglück eim größern stellen,
Als, wenn wir wölln ein kleines meiden,
Fallen in ein vil größer leiden.
Wer oft dem regen wil entlaufen,
Im großen waßer tut ersaufen,
Wer die Caribd entfliehen wil,
Der fellt gemeinlich in die Cill.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das ander Buch. 51. Von Fischen, die aus der Pfannen sprungen. 51. Von Fischen, die aus der Pfannen sprungen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8D61-3