Psal. 131. Domine non est

Ein lere, Daß wir alleyn auff Gottes wort sehen, seiner hülff gewarten, nit auff eygne frommkeyt bawen sollen.

1.
Herr, wenn mein hertz recht vberdenckt
mein ellend sündtlich leben
Darinn ich gantz vnd gar versenckt,
kan ich mich nicht erheben,
Ich ker mein augen zu der erd,
es ist mit all meim thun nichts werdt,
muß an mir selbst verzagen.
2.
Da ich gedacht an meine macht
vnd rümpt mich grosser gaben
Vnd all mein gute werck betracht,
ward mein gemüt erhaben,
Doch bleib mein hertz in zweifel stan
vnd kundt sich nicht auff dich verlan,
für angst wards gar zerschlagen.
3.
Dann da ich meine seel nicht setzt
auff deine gnad zu gründen,
Da wards mit vnruw gar verletzt,
erschreckt für straff der sünden,
Da ward ich wie ein kind entwehnt,
das sich nach seiner mutter sehnt
vnd leßt sich niemandt schweygen.
4.
Drumb rath ich, daß sich Israel
auff Gott alleyn verlassen,
Gar reichlich Er vns helffen wil,
sein handt ist nicht geschlossen,
Sein güt, gnad vnd barmhertzigkeyt
wert von vnd biß zu Ewigkeyt,
wil Er vns alln erzeygen.
5.
Lob dem Vatter in Ewigkeyt,
der himl vnd erd gegründet,
Mit Sonn, Mon, Stern den himel kleydt,
seinn willn vns hat verkündet
Durch Christum seinen Son auff erdt,
daran durch seinen geyst so werdt
vns Ewig wöll erhalten.

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TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Gedichte. Geistliche Lieder. Psal. 131. Domine non est. Psal. 131. Domine non est. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8DC2-B