Die vierunddreißigste Fabel.
Vom Habich und der Tauben.
Ein habich schoß nach einer tauben,
Daß er ir möcht ir leben rauben,
Floh in ein dorf; der baur das sach
Und stellt mit list dem habich nach
Mit vogelleim an einer stangen,
Darin der habich blieb behangen.
Er bat den baurn, daß ern wolt laßen
Widerumb fliegen seine straßen,
Und sprach: »Ich hab dir nichts getan;
Bitt, wöllest mich doch fliegen lan.«
Da sprach der baur: »So vil du mir,
So vil die taub getan hat dir.
Hetstu die tauben nicht durchecht,
So bliebst von mir wol ungeschwecht;
Weil du verfolgst unschüldig blut,
Wie du tust, man dir wider tut.«
Die fabel lert, daß wir den söllen,
Die der unschuld böslich nachstellen
Und sich an tyrannei tun preisen,
Im rechten keine gnad beweisen.
Rechts ists, daß, wie sie haben tan,
Nach irer tat entpfahen lon;
Billich, daß, der das schwert selb nimt,
Durch menschen hand am schwert umbkümt.