Zu ehren Herren Christian, Fürsten zu Anhalt

Dieweil ich sah, daß lehr und kunst,
die uns die Musen selbs verkaufen
um fleiß, bei allen so umsunst,
daß man damit möcht betlen laufen:
Und daß sie, wie mir ihre lehr
bei fremden freindschaft, lieb und ehr
erworben, hie mich machten hassen:
beschloß ich in der Teutschen sprach
(der unerfahrnen meinung nach
zu grob) zu schreiben abzulassen.
Doch wär es mir nicht eine schand,
wan ich auf dieser meinung bleiben
und nicht solt mit getreuer hand
von euch ein lobgesang beschreiben?
Von euch, prinz, dessen würdigkeit
vil mehr dan die undankbarkeit
der argen welt, mein herz entzündet:
bei dessen tiefen erkantnus
kunst und lehr keine hindernus
und keinen schutz die grobheit findet.
Dan ihr, prinz, seid des Teutschlands wohn
und der gelehrten wolgefallen,
von welchem, als der kunst patron,
soll billich meine stim erschallen.
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Euch, euch hat seinem volk zu nutz
und seinem bösen feind zu trutz
als einen wächtern got gegeben,
daß es nach euerm weisen rat,
daß es durch eurer weisheit that
kan ruhig, still und frölich leben.
Aiax kont durch sein starke hand
so vil als sunst ein held verrichten,
zu schlecht war aber sein verstand
durch rat ein harte sach zu schlichten:
Also seid ihr bei weitem nicht,
weil euer spähendes gericht
(darab sich alle frommen freuen)
kan wie Ulysses eure freind
durch rat erhalten, und die feind
wie Aiax mit der that zustreuen.
Ich kont sehr leichtlich mein gesang
mit löblichen exempeln zieren,
und eure faust mit klarem klang
wie euers verstands kraft ausführen:
Wan ihr nicht woltet selbs vilmehr
stets euers namens werte ehr
verdienen, dan erheben hören:
und wan nur eines menschen prob
mit seinem mund kont euer lob
gleich wie mit seinem geist vermehren.
Es weist und weiset ganz Frankreich
(kriegshalb und fridenshalb gepriesen)
wie dapfer und wie weis ihr euch
in euerm früling gleich erwisen:
Der groß und gleichlos von Bourbon
der seines namens, bluts und kron
wie auch ends halben nachgegangen
dem von Valois, der hat mit lust,
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und lieb von eurer faust und brust
oft dienst und nutzen gern empfangen.
Und euer würklicher verstand
vil fürstlicher werk hat vollendet,
insonderheit von dem Teutschland
gefahren und leid abgewendet:
Und eure gründende weisheit
in zwietracht, span und ungleichheit
ist billich wert und hoch gehalten;
mit zierlichkeit und sattem grund
kan euer honigreicher mund
mehr dan des Griechen mund verwalten.
Jedoch daß niemand nu vermein,
ich woll in einem lied euch singen,
und euern namen, dessen schein
klar wie die sonn, hie ganz fürbringen;
So brich ich jetz demütig ab
und bit, ihr wollet dise gab
aufnemen und zumal erwegen,
ich folg der besten maler weis,
die für die sonn mit kunst und fleiß
allein ein aug zu malen pflegen.

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TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. Zu ehren Herren Christian. Zu ehren Herren Christian. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-92AC-1