2.

Einst lag ich ausgestreckt in wachem Traum,
Ermüdet von der Arbeit langer Nächte,
Da frug ein Kuckucksruf aus hohem Baum,
Was sich das junge Herz wohl wünschen möchte.
Der Frage war die Antwort rasch bereit,
Nun durfte nichts mir die Erfüllung rauben,
Und eine unermeßne Seligkeit
Erwuchs mir aus dem frommen Kinderglauben.
Des Lebens Sommer ist derweil verblüht
Und Hoffnung sah um Hoffnung ich zerrinnen;
Aus meinem grellerleuchteten Gemüt
Schlich auch beschämt ein dunkler Wahn von hinnen.
In diesen Zeilen fand er Unterkunft;
Hier liegt er für des Lebens Rest begraben.
So wird der Mensch ein Krösus an Vernunft
Und, ach, wie bettelarm durch ihre Gaben!
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Wedekind, Frank. Gedichte. Die vier Jahreszeiten. Herbst. Enttäuschung. 2. [Einst lag ich ausgestreckt in wachem Traum]. 2. [Einst lag ich ausgestreckt in wachem Traum]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-94B8-8