6. An die stoltze Rosilis

1.
Ich kan nicht länger bitten,
Es ist vor mich zu viel,
Wo sie an ihren Sitten
Nicht anders werden wil,
So hab ichs schon bedacht,
Und gebe gute Nacht.
2.
Man trifft dergleichen Leute
Noch allenthalben an,
Wer weiß, ob ich nicht heute
Was frisches haben kan?
Die Welt ist groß genung,
Und ich bin starck und jung.
3.
So wolte sie es haben,
Ich solte mich allein
Mit leerer Hoffnung laben,
Und doch ihr Diener seyn,
Drum schützte sie bey mir
So lahme Possen für.
4.
Ach nein, es sind der sauren,
Ich weis wohl, was ich thu,
So hetzet man die Bauren,
Ich bin zu schlim darzu,
Es treffe mir so ein:
Quarck müste Butter seyn.
5.
Ey, sol ich mich verlieben?
[134]
Soll ich mich auff den Todt
Um ihre Gunst betrüben?
Ach nein, es hat nicht Noth,
Sie ist gar falsch bericht,
Vor Liebe sterb ich nicht.
6.
Du armes Tausend-Kindgen,
Verbleibe, wer du bist,
Und wo ein viertel Stündgen
Dir nicht beschwerlich ist,
So sieh zum Fenster nauß,
Ich such ein ander Hauß.
7.
Ich wil dich übertrotzen,
Sey noch einmal so stoltz,
Laß dein Gesichte strotzen,
Als wie ein Eichen-Holtz,
Ich geh nunmehr gemach
Und frage nichts darnach.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken achtes Dutzent. 6. An die stoltze Rosilis. 6. An die stoltze Rosilis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-97DB-4