8. An Gritgen

1.
Gunst-geneigtes Tugend-Bild,
Ruh und Friede meines Hertzens,
Jetzund da sich alles Schmertzens,
Trost und Ruh in dich verhüllt,
Gib mir doch den Abschieds-Kuß,
Eh dich mein betrübter Gruß,
Noch einmahl erinnern muß.
2.
Gib der schönen Augen-Spiel,
Rein und lieblich anzuschauen,
Itzt da ich von diesen Auen
Traurig Abschied nehmen will:
Gläntze nur zu mir herein,
Eben als wann dieser Schein,
Nun mein Leit-Stern solte seyn.
3.
Gib die Wangen liebstes Kind,
Recht und niedlich lieb zu kosen,
In der Zier da nechst den Rosen,
Tulpen und Narcissen sind,
Gib den Mund da mir der Safft
Einer Hönig-süssen Krafft,
Nicht geringen Trost verschafft.
4.
Gute Nacht ich werde dir,
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Ruhm und schönen Danck zu wissen,
In dem Hertzen sein beflissen,
Tugend deine Pracht und Zier
Gläntzt an ihren Stralen voll,
Eben da ich reisen soll,
Nun ich scheide, lebe wol.
5.
Geh und wachse spath und früh,
Reich an Segen, reich an Glücke,
Itzt da ich zur Reise schicke,
Thu mir noch die Courtoisie,
Güldnes Kind und lasse du,
Endlich mir die letzte Ruh,
Nur auff deinen Lippen zu.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken fünftes Dutzent. 8. An Gritgen. 8. An Gritgen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-987D-1