8. Auslegung des Bildes der Gerechtigkeit

Ist die Gerechtigkeit gleich blind,
Doch fühlt sie die, die nach ihr fragen;
Die gleiche Wagschahl muss ihr sagen,
Ob die Dukaten wichtig sind,
Die man ihr zusteckt; und sie hält
Ein blanckes Schwerdt in ihren Händen,
Dass ihr die Diebe nicht das Geld,
Das ihr geschencket wird, entwenden. 1

Fußnoten

1 Dass ihr die Diebe nicht das Geld, das ihr geschencket wird entwenden. Die Richter des Clodius hatten sich von demselben bestechen lassen; forderten aber dennoch an dem Tage, da sie ihm sein Urtheil sprechen solten, eine Wache von dem Römischen Raht, unter Vorwand dass Clodius ein frecher und verwogener junger Mensch wäre. Hierauff bildte sich jeder ein, dass sie gesonnen wären, ihm sein Recht zu thun; und jederman gab ihn vor verlohren. Als sie ihn aber nachgehends dennoch vor unschuldig erkläreten, so fragte sie Catulus: Warum habt ihr eine Wache von uns gefodert? ward ihr etwann besorget, dass euch die Geschencke möchten abgenommen werden?

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Wernicke, Christian. Gedichte. Überschrifften in zehn Büchern. Der Uberschriffte fünfftes Buch. 8. Auslegung des Bildes der Gerechtigkeit. 8. Auslegung des Bildes der Gerechtigkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A2B6-C