Vierter Gesang
Fußnoten
1 Gaden, IV. 15. Ein uraltes Wort, dessen Gebrauch in Ober- und Niederdeutschland, und vornehmlich in der Schweiz, hier und da noch in verschiedenen aus einem gemeinsamen Begriff entspringenden Bedeutungen sich erhalten hat. In den Namen der gefürsteten Propstei Berchtoldsgaden und des Oberbayerischen Prämonstratenser-Stifts Steingaden ist Gaden eben das, was hausen, heim, zell in den Namen einer Menge von Klöstern in Österreich, Bayern und Schwaben. In der Bedeutung von Laden, Kammer, Scheune, Stall sagte man ehemals Würzgaden, Gadendiener, Speisegaden, und sagt noch itzt in der Schweiz Milchgaden, (Milchkeller) Käsegaden, Viehgaden, Heugaden. Für Stockwerk eines Hauses kommt es im Schwaben- und Sachsenspiegel u.b.a. und für Zimmer oder Gemach im Heldenbuche vor:
Da schloß die Küniginne
Drei Riegel vor das Gaden.
Eva war ein Gaden (Wohnsitz) aller weiblichen Tugend, sagte der zu seiner Zeit berühmte Prediger Joh. Matthesius noch im sechzehnten Jahrhundert. Man sollte dieses Wort (welches schon beim Ottfried und Willeram in der Form Gadum und Gegadame vorkommt) um so mehr zu erhalten suchen, da es ohne Zweifel eines von denen ist, die uns aus der ältesten Sprache, der gemeinschaftlichen Stamm-Mutter der Hebräischen, Phönizischen, Persischen und Celtischen, übrig geblieben sind. Denn es ist im Hebräischen gadar, einzäunen, im Punischen Gadir, Einzäunung, in Gades, dem alten Namen der Stadt Cadiz, und in dem Namen der Persischen Stadt Menosgada und der Burg Pasergada oder Persagadum, in der Gegend wo Cyrus den berühmten Sieg über den Astyages erhielt, unverkennbar. In unserm Gedichte scheint es hier, zumal im Munde Scherasmins, an seinem rechten Orte zu stehen, und eine kleine Ladenstube oder Kammer eines schlechten Häuschens in einer Winkelgasse zu bezeichnen.
2 Han, IV. 36. Eben das, was Karavan– oder Kirwan-Serai; große öffentliche Gebäude in den Muhamedanischen Ländern, wo Reisende, jedoch ohne Verpflegung, beherbergt werden.
3 Fant, IV. 47. »Ein fremder junger Fant.« – Dieses Wort wird hier für Jüngling gebraucht, und ist in so fern mit dem alten Worte Knapp (wovon Schildknapp, Bergknapp) gleichbedeutend. In Niedersachsen, wo es so viel als Knecht ist, wird es Fent ausgesprochen; im Isländischen lautet es Fant. Das Italiänische Fante ist damit vielleicht einerlei Ursprungs. Auch die Bauern (Pions) im Schachspiele werden in einigen Gegenden Fant oder Fänt genannt.
4 Bar, »schön wie ein barer Engel«, IV. 47. Ein veraltetes Wort, welches ehemals unter andern die Bedeutung von offenbar, augenscheinlich (manifestus, luculentus) hatte, und, in so fern dieser Begriff damit verbunden wird, in die Sprache der Dichter, (in welcher die Beiwörter größten Teils als Farben zu betrachten sind) wenigstens in die Sprache des komischen, scherzhaften und launigen Stils, aufgenommen zu werden verdient. Man hat es deswegen einer Person in den Mund gelegt, der es anständig ist, sich in einer, wo nicht niedrigen, doch weniger edeln Sprechart auszudrücken, als der Held des Stücks, oder der Dichter, wenn er selbst erzählt.
5 Versehen, IV. 63. Etwas versehen, d.i. schicken, verfügen, kommt in dieser veralteten Form und Bedeutung öfters in Luthers Bibel vor.