Das Fünffte Lied

Ermahnung zur Fröligkeit

Auff Pindarische Art von Anapästischen Versen.

Satz.

Lentz/ Sommer/ Herbst/ Winter und andere Zeiten/
die müssen uns dienen zur Nahrung und Kost:
der Frühling lässt Streuser und Kräntze bereiten/
gibt Blumen und Kreuter und ändert den Frost/
im Lentzen die Vogel sich nähren und mehren/
sie singen und klingen und laßen sich hören/
Daß Thäler und Felder und Wälder zugleich/
Daß alles erschallet und wallet vor Freuden;
Wo Corydon/ Fillis und andere weiden;
Die Wiese voll Blumen/ voll Fische der Teich
muß unser' Ergötzligkeit helffen vermehren;
Die Beume die blühen und grünen mit Macht/
Die Hirsche seyn lustig und laßen sich hören/
Ein jedes/ so lebet und schwebet/ das lacht.
[89] Gegensatz.

Es muß uns der Sommer und Herbest auch dienen/
Der unsere Kammern und Scheinen erfüllt.
Es geben uns Honig im Sommer die Bienen/
Die Felder und Wälder Getreydich und Wild;
Der Herbest muß allerley Obest uns geben/
Bald äpffel/ bald Birnen/ bald edele Reben;
Der Herbest verehret und mehret den Wein/
Der unsere Keller und Tafeln auszieret/
Der frölich uns machet und Lieder gebühret/
Der unsern Geist treibet zu tichten allein.
Die letzte Zeit aber/ der Winter/ auch nützet/
Da Netze den Vogeln und Haasen man stellt/
Die Spisse man spicket/ die Stuben erhitzet/
Allda sich ein jeder zur Liebsten gesellt.
Nachklang.

Itzt hat sich der Frühling auch wider gefunden/
Die lieblichen Stunden/
Da alles sich freuet und frölich erzeigt/
Die Sonne viel höher als sonsten auffsteigt.
Der Winter vergehet/
Der Frühling entstehet/
Die fröliche Zeit;
Der Wechsel der Zeiten verändert das Leid:
Drümb lustig! ihr Brüder/
Singt allerley Lieder/
Es führet uns selbsten die schöne Natur
und zeiget die Spur
Zur Fröligkeit an
und öffnet die Bahn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Anderes Dutzend. Das Fünffte Lied. Das Fünffte Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AEA1-7