[270] Das zweite Lied
An die lieb-und freund-seelige/ schöne Adelmund/die liebliche Liebes-reitzende Liebes-meisterin. gesetzet durch Malachias Siebenhaaren.
[271] 1.
Wie ist es? hat liebe mein leben besessen?
wie? oder befindt sie sich leiblich in mier/
o liebliches Leben. Wem sol ichs zumessen/
daß meine gebeine so zittern für Ihr.
Ich gehe verirret/ verwürret und trübe/
und stehe vertüffet in lieblicher liebe.
2.
Die ächzenden lüfte/ die seufzenden winde/
die lächzende zunge/ der augen gewürr'/
das böben der glieder macht/ daß ich verschwinde/
daß ich mich in meinen gedanken verirr'.
Ach! Schöne/ Sie schone der schwächlichen Seelen/
wan Sie das gebrächliche hertze wil kwelen.
3.
Ihr übliches lieblen/ o liebliches leben/
der lieblenden äugelein frölicher plitz/
macht/ daß ich verzükket herümher mus schweben/
ja/ daß ich verlüre gedanken und witz.
Das liebliche singen der zitternden zungen
hat mier das hertze durchdrungen/ bezwungen.
4.
Sie lieb' ich/ Sie lob' ich/ Ihr leb' ich zu liebe/
Sie ehr' ich/ Sie hör' ich/ Ihr kehr ich mich zu:
Sie machet es/ daß ich im lieben mich übe/
daß ich verschertze die hertzliche ruh.
Sie schreib' ich/ mich treib' ich/ Ihr bleib' ich ergeben;
Sie denk' ich/ mich kränk' ich/ Ihr schenk' ich mein leben.