Das ander Lied
Die Seine schickt Ihm durch die Nachtigal einen Krantz
Die also singet.
Auff vorige Melodey.
1.
Höre/ Schönster deiner Schönen/
Höre/ was ich singen soll/
Wie dein Lieb dich wil bekrönen/
und von deiner Lieb' ist voll:
Itzund komm' ich/ dir zu sagen/
Was dein Wohl und Weh muß klagen/
Was dir schickt dein Ichts und Nichts
Ja die Fackel deines Lichts.
[82] 2.
Ich der Wälder Zier und Freude/
Ich beliebte Nachtigal/
Als ich einst sang auff der Heyde
Meiner süßen Kehlen Schall/
Kam dein Lieb mich anzusprechen
An des Pindus klaren Bächen;
Bat' ich möchte bringen Dir
Einen süßen Gruß von Ihr.
3.
Ich war schon bemüht zu flügen
Vor dein schönes Zimmer hin/
Deine Liebste zu vergnügen/
Dir zu sagen ihren Sinn/
Aber weil sie wolte schicken
Einen Krantz dich anzuschmücken/
Must' ich warten/ biß Er gar
ümb und ümb gezieret war.
4.
Dieser soll dein Heupt ümbgeben/
Du hergegen giebst ihm das/
Was Ihm gleichsam giebt das Leben/
Sonsten ist Er viel zu blaß.
Gönn' Ihm/ daß er mög' ergäntzen
sein nur angefangnes gläntzen;
Wird Er nicht geziert von Dier/
Ist Er gäntzlich ohne Zier.
[83] 5.
Daß du nicht vergessen mögest/
Wann du von dem Schlaaff auffstehst/
Oder dich zu Bette legest/
Wann du sitzest/ wann du gehst/
Deiner Demuth Lieb' und Treue/
Die sie dir verspricht auffs neue/
Ach! so sih! vergiß nicht mein
Muß des Krantzes Zierrath seyn.
6.
Ey so liebe nun die Deine/
Liebe die dich wider liebt/
und Ihr nicht so hart erscheine/
Wann sie Dir sich eigen giebt.
Ich wil wieder von dir scheiden
Zu den schön-beblühmten Heyden/
und wil deinem Wohl und Weh
Diß berichten. Nun Ade!