Das Neunde Lied
Fast nach eines andern Erfindung.
1.
Wes ist der rothe Mund/ das güldne Licht?
Das durch den späten Abend bricht?
Wes seyn die Rosen-Wangen?
Wes ist das lachen doch/
Das mich nun führt gefangen
Ans süße Liebes-Joch.
2.
Hastu gezeuget dann/ O schöner Berg/
Ein solches Licht und süßes Werck?
So kann ich warlich! sprechen/
Die Freundligkeit ist hier/
Den Spiegel mustu brechen/
O Venus selbsten Dier.
[141] 3.
Hier hat sich Tugend selbst gepflantzet ein/
Hier ist das milde freundlich-seyn/
Was soll ich dann nun schließen
Aus ihrer Liebligkeit?
Die Gratien selbst fließen
und brechen durch den Neid.
4.
Das urtheil sprach Ich nun/ O schöne Zier/
Den güldnen Apffel geb' ich Dier/
Die Tugend/ die ich kaum gesehen/
Hat mich schon so entzückt/
Was wird dann wohl geschehen/
Wann ich dich recht erblickt.