Das Siebende Lied

Als Er verreisete.

1.
Ihr Bücher/ meine Freude/
Du leichte Feder du/
Die ich zum schreiben schneide/
Hört meinen seufftzen zu.
2.
Ich soll Euch nun verlaßen/
Wie fang' ichs doch nur an/
Soll zihen meine Straßen/
Ein' ungebähnte Bahn?
3.
Der Weg wird mier zu lange/
Das scheiden ist zu schwer/
Es ist mier Angst und bange
und bin bekümmert sehr.
4.
Wer wil die Zeit vertreiben/
Die allzu lange Zeit/
Wann ich nicht mehr kann schreiben
von meiner Adelheit.
[138] 5.
Wenn ich nicht mehr kann lesen/
Den Edlen Opitz da/
Wie ihm sey lieb gewesen
Die braune Flavia.
6.
Wann Flaccus schöne Lieder/
Wenn Maro nicht bey mier/
So ist mier nur zu wieder
Die schönste Lust und Zier.
7.
Die Zeit wil nicht verflüßen/
Wenn Sappho schweigen muß/
Wenn mich nicht kann durchsüßen
Der schwere Pindarus.
8.
Doch weil ich ja soll scheiden
und Euch nicht länger sehn/
So hoff' ich sol mit Freuden
Mein wündschen auch geschehn.
9.
In kurtzen komm ich wieder
und dessen tröst' ich mich/
Da sollen dann die Lieder
Erst recht anheben sich.

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TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Vierdes Dutzend. Das Siebende Lied. Das Siebende Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B07A-1