5. Cantata

Aria.

Schläfert mich, ihr kühlen Winde,
Schläfert mich zum Sterben ein!
Bäume, Aeste, Laub und Zweige,
Da ich euch mein Herze zeige,
Gebt mir Schatten, schafft mir Ruh.
Hört ihr Heerden, hört mir zu!
Wird Doris einst nach Thyrsis fragen
Ja sollte sie zu spät ihr Grausam seyn beklagen;
So zeigt ihr diesen Birkenbaum, in dem ihr Name steht.
Ich weis gewiß, daß sie bestürzt zurücke geht.
Aria.

Mein Sterben kommt von deinen Händen,
Mein Leben nährt ein einig Wort.
Ja ich vergäß mich selbst im Schmerze,
Erquickte noch dein ja mein Herze;
Allein mein Hoffnungsanker bricht;
Denn Doris flieht und hört mich nicht.
Da Capo.

[316]
Wohlan? so schick ich mich zu meinem Sterben!
Die Heerde mag ein andrer Schäfer erben.
Den Stab, das Rohr, die Flasche,
Den Huth, die Hirten Tasche,
Soll Hector noch bewachen;
Wenn Doris kommt mein Sterben zu belachen.
Vielleicht daß sie zurücke denkt,
Und meiner Asche noch ein Thränenopfer schenkt.
Und als er dies gesagt,
Und nun genug geklagt,
So sollte noch bey seiner Pein
Dies letzte Lied der Abschied an die Schäfer seyn.
Aria.

Geht mein Tod euch nicht zu Herzen,
Könnt ihr tanzen, pfeifen, scherzen
Auf des Thyrsis Leichenstein;
So verspottet nicht die Triebe;
Denn der Ursprung meiner Liebe
Muste selbst mein Mörder seyn.

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TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Cantaten und Fabeln. 5. Cantata. 5. Cantata. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B0D7-2