[191] Cantata
Aria.
Amor geh mir aus den Augen,
Ich werde dir recht Spinnefeind:
Läst du dich wiederum auf meiner Schwelle blicken,
Mich durch dein Gauckel-Spiel aufs neue zu berücken,
So brech ich dir, es bleibt darbey,
Aus Rache Bein und Arm entzwey.
Da Capo.
Mit was vor List und Schmeicheley
Hast du Betrüger mir Celinden angepriesen
Und mich an selbige gewiesen.
Dein ehemahlges Conterfey
Das du von selbger mir vorgemahlet,
Trifft leider! nun zu meiner Pein
Nicht ein.
Du hast, wie die Erfahrung lehrt,
Mit saubrer Müntze mich bezahlet,
[192]Ihr äusserlich verstelltes Wesen,
Das mich verblendet und bethört,
Läst mich das Gegenspiel mehr als zu deutlich lesen.
Sie liebet ja, doch nicht beständig,
Ihr Sinn und Hertz ist wetterwendig,
Wer heut im Sattel sitzt, liegt morgen auf der Erden,
So schöne können wir von dir betrogen werden.
Aria.
Sich was Geliebtes auserwehlen,
Und hundert Neben-Buhler zehlen,
Heist wohl die allergröste Pein.
Wer nicht allein soll Hahn verbleiben,
Und sich läst aus dem Korbe treiben,
Der stelle ja sein Lieben ein.
Verhaßter Koppler, nimm, und diß im Augenblicke,
Celindens falsches Hertz zurücke,
Was solte mir es nützen?
Da man in selbigen sieht Kuntz- und Heintzen sitzen.
Vor mich ist nicht dergleichen Kauf,
Drum hänge, wenn du wilst, diß liebe Seelgen auf,
Ich könte, hätt ich sie so blindlings angenommen,
In des Actäons Sippschafft kommen.
[193]Nein,
Stich dich nicht darein,
Was mir nicht Farbe hält, daß mag zum Hencker wandern,
Ich hohle mir kein Weib aus Flandern.
Aria.
Ein Kluger bricht nicht leicht Narcissen,
Die Wesp und Käfer schon beschmissen,
Wenn Reinere darneben stehn.
Wer sich was Liebes will erwehlen,
Der wird nach edelmüthgern Seelen,
Und nicht nach Flatter-Geistern gehn.