2161.
In voriger Melodie.
1.
An einem sabbathe sehr früh, da andre leute schlafen, da kömmt das liebe herz Marie, mit noch ein paar so schaafen, den Rabbi noch einmal zu sehn; sie denkt wol an kein auferstehn, sie will ihn nur beweinen.
2.
Sie gukket in das grab hinein, Er ist nicht mehr vorhanden; es sagen ihr zwey engelein: Der Herr ist auferstanden. Ey wie erschrikt das arme ding! sie dreht sich um, und damit gieng es an ein hertzlich weinen.
3.
Maria gieng, da kam das Lamm; da stund sie so verlegen, weil sie es sehr zu herzen nahm, das Lamm trat ihr entgegen: sie ließ sich ins gespräche ein, und dacht, es wird der gärtner seyn, und war das Lämlein selber.
4.
Maria! riefs; das war ein gruß! die augen wurden helle, die zunge los, mein Raf ich muß dich küßen auf der stelle; das Lämmlein sagte: Thu es nicht, gib meinen brüdern erst bericht, du habest mich gesehen.
5.
Sie geht, sie kan gehorsam seyn; ich ging ihm nicht vom flekke, ich führ ihm in die Seite nein, wie in ihr haus die schnekke; er würde meiner nicht so los, auf keine vorstellung, so groß als sie auch immer wäre.
6.
Sehn, fühlen, hören, bey ihm stehn, ihm in die Seite gaffen, und seine nägel-löcher sehn, ach Gott! ich könts nicht schaffen; hört ich einmal ein solches wort, so riß ich aus der hütte fort, wer bleiben könte, bliebe.