1894.

Mel. Wie schön leuchtet der etc.


1.

Habt ewig dank, ihr wunden ihr, und du, o blutigs[1812] seit-revier, für euer theures büssen. Ich bin erbüßt am creuzes-stamm durchs blut mein's allerliebsten Lamms. O blut, wie mustu fliessen! Gieß dich in mich; dein durchwühlen laß mich fühlen; mach mich frölich, selig, heilig, licht und ölig.

2.

Das bringt mein herz in eine flamm, und wirft mich dir, o theures Lamm! zu den durchgrabnen füssen. Ich stehe vor dir da und wein, es ist mir in dem herzen mein, als müste ich zerfliessen vor euch zugleich ritzen, schrunden, beulen, wunden, hölen, löcher, die ihr meine wohn-gemächer.

3.

Und darum ist das der beschluß: Ich danke dir der schweren buß, die du für mich erlitten; ich lebe dir; ich sing und rühm, obgleich mit einer schwachen stimm, dir, der du mich erstritten. Mach mich selig, ich bin deine, der Gemeine, und der eltern, die ihr kind so liessen keltern.

4.

Ich wolte schliessen, aber nein! es muß noch was gesungen seyn von den fünf wunden-maalen, den maalen, daraus Thomä geist auf seines Herren Gottheit schleußt; sie strahl'n, ich wolt sie mahlen, und mein lipplein singt und lehret, wer mich höret: Bey den wunden ist mein unglaub auch verschwunden.

5.

Wenn ich in meinem winkelein umarm und küß mein Lämmelein, sind die fünf wunden meine; ich leg mich in der hohl vom speer bald in die läng, bald in die quer, als wär sie mein alleine: denn mein bettlein ist die lende, und die hände und die füsse brauche ich zu meinem küssen.

6.

Und wäre nicht noch arbeits-last mir von ihm selber aufgepaßt, so thät ich nichts als essen, und könte übern wunden roth der übrigen geschwister noth und meines amts vergessen, weil ich (deucht mich) bey den ritzen still zu sitzen inclinire, oder drauf botanisire.

7.

Und wenn ich auf der canzel steh, in genere und specie, ist da nichts als die wunden; und komme ich auf einen saal, was will ich thun? die wunden-maal verkürzen auch die stunden. Speer-stich, den ich allen sündgen muß verkündgen, templum pacis! du machst kirchen aus cloacis.

8.

So schließ ich endlich den gesang. Ihr wunden Jesu habet dank für euer [1813] schweres büssen! Ich küsse euch mit innigkeit, du blutigs maal in Jesu seit und ihr an händ und füssen. Wer itzt nicht sitzt in den löcheln, der muß röcheln: O ihr berge! werdet meine ewgen särge.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. 12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 1894. [Habt ewig dank, ihr wunden ihr]. 1894. [Habt ewig dank, ihr wunden ihr]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B7AD-C