2226.

Mel. Was macht ein Creuz-luft-Vögelein.

1.

Ich selig Creuz-Luft-Vögelein ich flieg nun schon ums Lämmelein manch jahr lang selig hin und her, die Mutter macht' un loch vom speer ein niedlich nestelein fürs arme herzelein, ich saß da in des nestgens hol zeither vergnügt und sanft und wohl, aber alleine: doch hatten viele täubelein um mich rum ihre nesterlein, mit denen stimmt ich meinem Mann manch schönes wunden-liedgen an, wir sungen aus dem höhlgen mit Blut bestrichnen kehlgen.

2.

Nun aber macht der täublein Mann den armen Vöglein einen plan, ein liebes wunden-täubelein bekömmt sein eignes nestelein, die taube Loammi zum volke macht Er sie: ich soll davon der hüter seyn, wir solln in unserm nestelein das Lamm erfreuen, es soll nun dieses täubelein nicht mehr [2109] allein im neste seyn, es heißt: sey du ihr vice-Christ, weil sie das bild der kirche ist, sollstu in allen fällen Christs amt an ihr bestellen.

3.

Herr Jesu mein getreuer Mann! wir nehmen deinen ehe-plan dazu du uns hast destinirt und manches jahr schon präparirt auf unsern knien an, du unser einger Mann! wir geben uns dir beyde hin, formir' uns ganz nach deinem sinn, mich und mein täubel; daß wir dir bey der eh-gemein ein liebes paar lok-vöglein seyn, die, daß es iedes herz muß fühln, recht niedlich blutig sing'n und spiel'n, bis unser ehe-orden ganz creuz-lufthaftig worden.

4.

Doch hab ich Lamm noch eine bitt, die bet't auch meine taube mit, daß bey den Creuz-Luft-Vögleins heer'n den jünglings-und den jungfern-Chör'n wir beyde täubelein wie bisher, ferner seyn. Wir können ihre liederlein, es liegt auch unser nestelein so mitten drinne, daß man in eh- und ledgen Chör'n so oft wir zwitschern uns kan hörn, beblute unsre schnäbelein für uns und's ganze der Gemein, wir wollen dir noch singen dein herz soll drüber springen.