2230.

Mel. Herz der göttlichen natur!


1.

Lamm! du hast die welt gemacht, und ich bin dein creatürlein und dein thierlein, eben so, wie in dem saal eine zahl solcher creatürlein sitzet, die du erst mit blut erschwitzet nach dem allgemeinen fall.

2.

Das ist deine eigne sach', das du dir das volk erworben und gestorben für ihr leben, ihre ruh, welche du ihnen erst hatt'st anerschaffen, und sie gingen sich vergaffen, und verliessen dich dazu.

3.

Andre hätten ihre welt, wegen eines solchen grossen falls, verstossen von dem obersten gerüst in den mist; aber du hast dir sie wieder (davon schallen ihre lieder) zu eroberen gewüst.

4.

Darum singt die grosse schaar aller sanften harfen-spieler, [2111] der erzieler der siegscrone ohne müh, weil sie hie durch dein blut die welt geschlagen, ohne fast ein wort zu sagen: Ave Salvator mundi!

5.

Darum wirst du angebet't von den engel-legionen, von den thronen, Lamm, o Lamm, sey hochgeehrt, du bists werth! sagen sie mit einem thone: nimm zu deinem schmerzens-lohne himmel hin und auch die erd'.

6.

Wenn wir in das weite feld uns mit unsern herzen machten, und betrachten, was du an uns um und an hast gethan, wie du eine iede seele, samt der äussern leibes-höle aus der welt genommen an;

7.

Würden wir, so gerne wir deines lobes auch gewärtig, niemals fertig, darum restringiren wir alles hier, auf die gegenwärtgen Chöre, denn daß sie des Lammes ehre, davon ist die schuld nicht ihr.

8.

Du nur hast sie dir erkaufft, glieder von den selgen heerden mit zu werden, und dein kauff bestehet noch, und dein joch haben sie dazu bekommen, und mit freuden angenommen, es ist auch so sanfte doch.

9.

Mit demselben han sie schon manche meile hinterleget, wohl gepfleget, und vor alle dem beschützt, was nicht nützt. Durch die gnad und mit den jochen sind sie stets hervor gebrochen obs gewittert und geblitzt.

10.

Lamm, o Lamm! wir preisen dich für die schwestern und die brüder, deine glieder, die du so gar meisterlich theils für dich, und zu deinem eigenthume, theils zu deiner lehre ruhme nach und nach hast zugericht.

11.

Lebt in dieser gnade fort, liebe herzen! laßt dems leben, ders gegeben, laßt dem alle eure kraft, der sie schafft, der sich euer herz erworben, als er für das herz gestorben. Bleibt Ihm ewiglich verhaft't.

12.

Fasset von dem tage an eine neue gnad ins herze, daß der schmerze von der kleinsten eigenheit komm' beyseit, und ihr in der einfaltsgnade gehen mögt gerade pfade, wie die andern selgen leut'.

13.

Wenn das jahr zu ende ist, und ihr wakker fortgegangen voll verlangen, Jesu immer nah zu seyn, der Gemein immer ähnlicher zu werden, und den lieben pilgerheerden. Seyd ihr selge herzelein.

[2112]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. Zugaben 1-4 zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 2. Zugabe. 2230. [Lamm! du hast die welt gemacht]. 2230. [Lamm! du hast die welt gemacht]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B86F-0