1883.
Mel. Wie schön leuchtet der morgenstern.
1.
Du allerliebstes Herzens-Lamm, das als der einge bräutigam um meine seel geworben, und unter einer höllen-noth den durch die sünd verschuldten tod an ihrer statt gestorben! O ich beug mich für die liebe Gottes-triebe, die dich spiessen, und mich mit Pax Tibi grüssen.
2.
Wie selig seh ich in dem maal der hände meine gnaden-wahl mit nägeln eingegraben! Wie lieblich kan auf iedem fuß mit untermengtem inngen kuß mein sehnend herz [1803] sich laben. O seit! wie weit ist das sitzgen in dem ritzgen für ein täubgen, das nicht grösser als ein stäubgen.
3.
Wie ist ein herz so wohl gemuth, das in der theuren höle ruht, da lebt und liebt und spielet, da arbeit't und das Lämmlein lobt; und wenns auch draussen wüt't und tobt, nichts davon drinnen fühlet. Freylich läßts sich nicht beschreiben; denn es bleiben just die sachen, welche das Schiboleth machen.
4.
Mein herze lebt in Jesu seit; ich küß mit innger zärtlichkeit die narb auf händ und füssen. Ich küß den speer; Wie wolte ich, o kriegsknecht! dich für diesen stich noch selber gehen küssen, säh ich nur dich zu der stunde, wenn die wunde hält gerichte, mit versöhntem angesichte!
5.
Ich glaube, daß ein strohm von blut, vermengt mit einer wasser-fluth, sich aus dem stich ergossen, der alle welt geheiligt hat; der kirche tauff, das selge bad, ist auch herausgeflossen. Auf dich freut sich meine seele; denn du höhle bist das zeichen, dran sich unser Herr wird gleichen.