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Große Bauernhochzeit in Teschow, Gemeinde Selmsdorf im Fürstenthum Ratzeburg. Wenn ein Bauerssohn oder Tochter sich [70] verheiratet, so halten sie gewöhnlich eine größe ›Köst‹, meistens in der Woche vor Martini; ein halb Jahr vorher wurde ›Löp‹ (Verlöbniß) gehalten, damit ein jeder sich dazu einrichten kann und die ›Spęllüd‹ melden sich, um die Hochzeit anzuspielen.
Zur Hochzeit werden Alle im ganzen Dorf gebeten, Jung und Alt; ist eines der Brautleute aus einem andern Dorf, so wird auch das Dorf geladen und die Verwandten von nah und fern. Die Auswärtigen läßt der Hochzeitvater zwei oder drei Tage vorher durch den Hirten zur Köst bitten, daß sie sich dazu schicken und einen Brutstuten bestellen können, im Dorf aber muß der Großknecht das den Abend vor der Köst thun. Der ›Köstenbidder‹ trägt einen Kranz an dem Hut und einen Querbeutel auf dem Nacken und spricht:
Ik sal juch gun Dag (gun Abend) seggen van N. un sin Fru un van Brüdigam un van de Brud.
Die Jungfern sitzen nun im Hochzeitshaus und putzen den Brautleuchter auf, die Musikanten haben sich schon eingestellt und nach dem Aufputzen wird manch Tänzchen gemacht.
Des Hochzeitsvaters Großdirn geht am andern Tag Abends 9 Uhr mit einem gelben Kessel und eine weiße Schürze vor ins Dorf und sammelt Milch und bittet die jungen Leute, die Brautleute zur Trau zu begleiten. Die alten Leute werden Nachmittags besonders gebeten. Wenn die jungen Leute gegessen, da geht es über das Feld zur Trauung. Wenn der Bräutigam noch ein reiner Jüngling war, da hatte er einen Kranz an dem Hut und einen Degen auf dem Arm, mit roth und schwarzem Band aufgeputzt, und die Braut, wenn sie noch Jungfer war, trug eine Krone auf dem Kopf, [72] hatte ein schwarzes Kleid an und schwarzes und rothes Band um den Leib, das hinten bis an die Erde hing. Die Musikanten blasen über Feld.
Nach der Trauung wurde in dem Krug zu Selmsdorf eingekehrt und getanzt. Um 4 oder 5 Uhr gings nach Hause, aber nicht ins Hochzeitshaus, sondern in ein anderes, wo bis 8 oder 9 Uhr getanzt wurde, dann gings im Hochzeitshaus zu Tische, wo vier bis fünf Gerichte aufgetragen wurden und die Musikanten Musik dazu machten.
Nach dem Essen ward Geld gesammelt für die Musikanten und die Köchinnen, mit diesen ward dann ein Schenk- und Schaffertanz gethan, dann ging das Tanzen und Toben wieder los, es wurde Rückelreih getanzt, die junge Frau kommt in der Mütze zum Tanze und viele lustige Possen wurden getrieben.
Gegen Morgen ward ›ein Hahn ausgetragen‹, das heißt eine Dirne nahm einen zugestülpten Teller mit Aepfeln und Nüssen und rief ›De wat afhebben will, de folg mi na!‹ und ging, von dem Haufen gefolgt, ins Nachbarshaus.
Hier bettete man sich auf ein Strohlager, um nur kurze Zeit zu schlafen, dann gings zum Frühstücke und dann fing das Tanzen und der Wirrwarr wieder an. Abends gab es wieder eine Mahlzeit im Hochzeitshaus und es ward getanzt bis Mitternacht.
Dann kam des Bräutigamsvaters sein Knecht, mit vier oder sechs Pferden vor dem Wagen, um die ›Brutkist‹ zu fahren. Auf dem Hofe macht er die Pferde los und die jungen Leute tragen den Wagen mit den Musikanten darauf ins Hochzeitshaus und laden die Brautkiste darauf. Der Jungmann und die junge Frau und die Musikanten setzen sich auch auf den Brautkistwagen und dann gings bei Nacht und Nebel mit Hurrah nach Jungmann sein Haus.
Sonntags halten die jungen Leute ihren Kirchgang. Der Jungmann hat einen anderen Mann und die junge Frau eine andere Frau als Begleiter bei sich.
Nachmittags und auch wohl Montags war noch Hochzeit in des Jungmanns Haus und Dienstags gings nach dem Dassower Markt.
›Dat wir eine grausame Toverie un de dat uthollen füll, de möst einen Magen im Liw hebben.‹
[73] Im Ganzen sind diese Hochzeitsgebräuche überall gleich, einzelne kleine Abweichungen nach den verschiedenen Gemeinden sind Jahrbücher II, 152 angedeutet.
Archivrath Masch in Demern.