1630.

Himmelsbrief. Ein Graf hatte einen Diener, den wollte er für K. G.H.V. das Haupt abschlagen lassen. Wie nun solches der Graf gesehen hat, daß ihm der Scharfrichter das Haupt nicht abschlagen konnte, da hat er ihn gefragt, wie solches zuginge, daß ihm der Scharfrichter keinen Schaden zufügen konnte, so hat ihm der Diener den Brief gezeigt mit folgenden BuchstabenB.J.F.K.H.H.H.H.R. Wie nun der Graf diesen Brief gesehen, da hat er befohlen, daß ein Jeder den Brief bei sich tragen soll. Wenn Einem die Nase blutet oder blutigen Schaden hat, und das Blut nicht stillen kann, der nehme diesen Brief und lege ihn darauf, so soll er [343] das Blut stillen. Und wer das nicht glauben will, der schreibe die Buchstaben auf ein Gewehr oder auf die Scheide des Degens, und stehe auf einem freien Platz, so wird er nicht verwundet werden. Und wer diesen Brief bei sich trägt, der kann nicht bezaubert werden und seine Feinde können ihm keinen Schaden zufügen. Das sind die heiligen fünf Wunden Christi K.H.F.H.K.; so bist du sicher, daß kein falsch Urtheil dir geschehen kann.H.H.B.B. wer sonst diesen Brief bei sich trägt, dem kann kein Blitz oder Donner, kein Feuer oder Wasser Schaden thun. Und wenn eine Frau gebärt und die Geburt nicht von ihr will, so nehme sie diesen Brief in die Hand, und sie wird bald gebären und das Kind wird sehr glücklich sein. Wer diesen Brief trägt, das ist besser als Geld ins Haus, ein Schutzbrief des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. So wie Christus im Oelgarten stille stand, so soll Alles Geschütz stille stehen. Wer diesen geschrieben bei sich trägt, dem wird nichts schaden, es wird ihn nichts treffen, das Geschütz und Waffen wird Gott bemächtigen und des Feindes Geschütz auch. Vor Diebe und Mörder soll ihm nichts schaden, es sein Pistolen oder Gewehre müssen stille stehen, alle sichtbaren und unsichtbaren durch den Befehl des Engels Michaelis in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Gott sei mit mir. Wer diesen Segen bei sich trägt gegen die Feinde, der wird vor Geschütz und Gewehr stehen bleiben. Wer dieses nicht glauben will, der schreibe es ab, und hänge es einem Hund vor und schieße nach ihm, so wird er sehen, daß es wahr sei. Wer diesen Brief bei sich trägt, der wird nicht gefangen, noch von des Feindes Waffen verletzt werden, so wahr als daß Christus gestorben und gen Himmel gefahren ist, so wahr er auf Erden gewandelt hat, kann nichts gestohlen, gestoßen noch verletzt werden, Fleisch und Glieder Alles soll mir unbeschädigt bleiben. Ich beschwöre alle Gewehre und Waffen bei dem lebendigen Gott, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Ich bitte im Namen Jesus Christus Blut, daß mich keine Kugel treffen thut, sie seien von Gold oder Silber oder Blei, Gott macht mich von allen frei. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Dieser Brief ist vom Himmel gefallen und in Holstein gefunden worden 1774, er war mit goldenen Buchstaben geschrieben, schwebte über die Taufe gehalten [344] zu Rudena. Wie man ihn ergreifen wollte, wich er zurück, bis 1794 sich Jemand den Gedanken machte, ihn abzuschreiben und der Welt ihn mitzutheilen; zu diesem richtete sich der Brief. In dem Brief stand, von eurem Reichthume sollt ihr den Armen geben, ihr sollt nicht sein wie die unwürdigen jungen Thiere. Ich gebiete sechs Tage zu arbeiten, und den siebenten sollt ihr Gottes Wort hören, wenn ihr es nicht thut, so will ich euch strafen bei theurer Zeit mit Pestilenz und Krieg. Ich gebiete, daß ihr Sonnabends nicht so sehr arbeitet, Jedermann, er sei wer er sei Jung oder Alt, er soll hier seine Sünden abbitten, daß sie ihm vergeben werden, schwört nicht bei dem Namen Gottes, begehret nicht Gold oder Silber, schämt euch vor Menschen-List, Begierde. So geschwinde wie ihr erschaffen seid, so geschwinde könnt ihr verschüttet sein. Sei nicht mit den Zungen falsch, ehret Vater und Mutter und redet nicht falsch Zeugniß wieder euren Nächsten, dem gebe ich Gesundheit und Frieden. Wer dieses nicht glaubt und darnach nicht thut, der ist verlassen, und soll keine Hilfe haben. Ich sage euch, daß Jesus Christus den Brief geschrieben hat, wer dieses nicht glauben will und dem widerspricht, der ist verlassen, wer diesen Brief hat und nicht offenbart, der ist verpflichtet der christlichen Kirche. Dieser Brief soll immer von einander abgeschrieben werden, und wenn ihr so viele Sünden gethan habt, als Sand am Meer und Laub auf den Bäumen, so sollen sie euch vergeben werden, glaubt gewiß, daß ich den ehre, und wer nicht glaubt, der soll des Todes sterben, bekehret euch, sonst werdet ihr vergeblich gestraft, denn werde ich euch bestrafen am jüngsten Tag, so ihr keine Antwort geben könnt, ein jeglicher über seine Sünde. Wer diesen Brief im Hause hat, den soll kein Donnerwetter treffen. Welche Frau diesen Brief bei sich hat, wird liebliche Frucht zur Welt bringen. Haltet meine Gebote, welche ich durch meine Engeln gesandt habe. In Jesu Namen Amen.


Mitgetheilt von Pastor Brockmann in Proseken bei Wismar.

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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Zweiter Band: Gebräuche und Aberglaube. Gebräuche und Aberglaube. Zauber und Segen, Besprechungen. 1630. [Himmelsbrief. Ein Graf hatte einen Diener]. 1630. [Himmelsbrief. Ein Graf hatte einen Diener]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-E9A9-0