268. Stadt Wurzach.

Mündlich.


Wurzach war vor alten Zeiten gerade nochmal so groß, als das ganze jetzige Ried, das zwei Stunden lang und eine halbe Stunde breit ist. Wegen der Sündhaftigkeit der Menschen darinnen beschloß Gott den Untergang. Gott kündigte den Untergang an; wie, weiß die Sage nicht. Die Wurzacher baten: »Ach, nur noch eine Wurz!« Die Stadt ging unter, die Wurz oder Wurzel blieb, woher das jetzige kleinere »Wurzach« den Namen haben soll. Im Ried ist der »Schwindelsee«, darinnen sollen Kirche und Häuser noch stehen. Bei schönem Wetter sieht man den Kirchthurm noch hie und da. Ein alter Mann erzählte mal, er sei als kleiner Bub zum Schwindelsee gangen; da sei das Ufer plötzlich zu Schluchten und Bergen geworden, daß er kaum mehr entrinnen konnte.

Drei Tage nach Wurzachs Untergang soll man haben den Hahn krähen hören 1.

Fußnoten

1 Dieses: »ach nur noch eine Wurz« erinnert an die Sage von der Achalm, die ihren Namen daher haben soll, weil ein Ritter erstochen noch rief: ach allm (-ächtiger Gott), es aber nicht mehr vollends zu Ende rufen konnte.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen, Volksaberglauben. 2.. 268. Stadt Wurzach. 268. Stadt Wurzach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-FF40-D