2.

Der Teufel, als Affe Gottes, läßt sich wie die hl. Dreifaltigkeit anrufen: In's drei Teufels Namen. Sonst ist er in irdischen Dingen ein Factotum, wie weiland sein Schattengänger Eulenspiegel, ein Meister von allen Handwerkern, mit Gesellen und Lehrbuben, und, wie schon gesagt, auch Bauer mit einem Mähnebuben. Als Jäger scheint er [263] sich am besten zu gefallen, ein Buschklopfer und Schnapphahn mit dem höllischen Jagdnetz. Dann läuft er einem über den Weg mit grünem Hut und grauem Rock, erkennbar an seinen rothen Haaren, an seinem Pferde- oder Bocksfuß. Nur selten bedient er sich einer Bocks- oder Kuhhaut als Gewand. Die Augen sind klein, wie Sauäugle, grün leuchtend. Nase und Maul sind über Gebühr groß, und die Zunge vermag er bis an den Bauchnabel herauszustrecken, wie seine Opfer, die Gehenkten. Den Kopf dreht er hurtig wie ein Vogel um, und er versteht sich auf's Krähen, wie jene Hennen, mit denen es nicht recht sauber ist. Kommt er in ein Wirthshaus, so sezt er sich gewöhnlich hinter den Ofen, vermuthlich weil ihm unsere Temperatur zu nieder, wird er warm, dann rückt er immer näher zu den Gästen, bis er mit ihnen zu discuriren anhebt und spielt. Würfel und Karten mag er am liebsten. Jezt stiftet er in kurzer Zeit Händel an, bis ein Spieler sein Messer zieht. Bei Tänzen stellt er sich in die Mitte und schnalzt mit den Fingern, weßwegen man dies als teuflische Sitte nicht nachmachen soll (Ertingen), und nicht selten tanzt er selber mit. Er hat einen großen Gefallen daran, seinen Namen aussprechen zu hören, und jedesmal macht er einen Bockssprung dabei. Man sucht ihn darum mit allerlei Ausreden zu bezeichnen, als: Möckeler (Bock), Maunkeler (Heimlichthuer), Butzenmäckeler, Hollenmäckeler, Butzenmaũke, Butzennähne, Guckigau, Deixel, Hollenmann u. dgl. Der Teufel verspricht den Leuten Geld und die Leute wollen auch immer von ihm haben, obgleich sie täglich zu sagen pflegen: Mein Gott! ist das ein armer Teufel, der hat ja nicht einmal eine eigene Höll! (Wohnung.) Der Teufel beliebt auch von Zeit zu Zeit Mückengestalt anzunehmen, [264] um den Leuten in's Maul zu fahren, wenn sie gähnen, weßwegen man dabei immer ein Kreuz schlagen soll, oder er hängt sich unsichtbar an die Schmellen am Weg, damit er bei der Gelegenheit, wo Jemand eine solche Schmelle als Zahnstocher benüzt, in den Menschen gelangen könne. Nicht minder oft lauert er an Hecken und im Laub am Fußweg, weil viele Leute ein Blättlein im Mund zu tragen gewöhnt sind, und auf diese Weise sucht er drin hinein zu kommen. Ebenso eifrig sizt er an allerhand Wasser, und nach Betläuten hat er die Macht, sich in den Menschen hinein mit dem Wasser trinken zu lassen, der es versäumt, das Kreuzeszeichen über den Trunk zu machen. In ein benedicirtes Haus darf der Teufel nicht hinein gehen, er paßt nur am Fenster ab, ob er nicht etwas erhaschen könne, denn was zum Fenster ein- und ausgeht, ist dem Teufel unterthan (Ertingen). Darum soll man kein Kind zum Fenster hinausgeben, nichts von Werth hinauswerfen, und absonderlich bei Nacht nie hinaussehen, ohne Weihwasser genommen zu haben. Auch hat der Teufel Gewalt über die Spiegel, sobald es dunkel geworden, denn wer hinein sieht, zu dem schaut der Leibhaftige heraus. Auch gehören ihm für den betreffenden Tag diejenigen an, welche mit ungewaschenen Händen umhergehen. Seine Knechte und Mägde, die Hexen und Teufelskünstler kennen derlei Leute wol und sagen auch bisweilen: »Ei! hör du, heute hast du deine Hände noch nicht gewaschen, weißt du, was das bedeutet?« Der Teufel ist der Ueberall. Selbst in der Kirche fehlt er nicht. Er sizt hinter dem Altar und notirt sich, wer unandächtig, item lächelt er den kleinen Buben ermunternd zu, wenn sie bei der Beicht etwas zu verschweigen gedenken, was sie um so eher thun, als es heißt, wenn »die Brocken«, welche sie dem »Hairle« in den Beichtstuhl bringen, [265] gar so groß seien, müßten sie »in eine glühende Kette beißen«, eine Redensart, mit der man andeuten will, daß etwas Schwieriges überwunden werden müsse. Um nun zu den einzelnen Thaten des Bösen überzugehen, mögen folgende im Volk umlaufenden Historien angeführt sein:

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen, Volksaberglauben. 4.. 409. Die Hölle und der Teufel. 2. [Der Teufel, als Affe Gottes, läßt sich wie die hl.]. 2. [Der Teufel, als Affe Gottes, läßt sich wie die hl.]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-06FE-5