[82] 114. Der Schatz im Graneckle.
Schriftlich von Wißgoldingen.
Auf dem Graneckle stand einst ein Schloß; die Ruinen sind noch sichtbar, und da drunten soll ein Schatz begraben liegen. Einer von Wißgoldingen will ihn schon in Händen gehabt haben, habe noch mehrere Kameraden bei sich gehabt und sei zur Nachtzeit auf's Graneckle hinaufgegangen. Sie sahen da viel Wunderbares: mitten in der Nacht sahen sie eine Heerde Schafe; über ihnen einen gewaltigen Eichbaum, der auf sie herunter zu fallen drohte. Immer wurden sie zum Reden gereizt, während sie die Kiste schon in Händen hatten. Wie sie einen Laut von sich gaben, rollte der Schatz wieder in den Abgrund tief in den Berg hinein; langes Rollen, Rasseln und Erdbeben erfolgte gleich. Die Männer gaben die Sache noch nicht auf, zogen einen zauberkundigen Schreiner zu Rate, der gegen 5 Millionen darin begraben sein ließ. Die grausigen Schreckbilder waren das Aergste an der Sache, wenn man nur die bannen könnte. Es sollte ein Geistlicher die Sache anfangen: aber die Männer waren deß zufrieden, wenn sie nur das VI. und VII. Buch Mosis hatten; bekamen es, gingen wieder auf's Graneckle, beteten, schwuren und segneten. Die Mosisbücher sollen lateinisch sein. Allein der Schatz zeigte sich nicht wieder, seitdem der erste Versuch mißglückte. Gingen wieder zum zauberkundigen Schreiner und fragten ihn um Rat. Der gab zur Antwort: der Teufel hätte jezt den Schatz nach Degenfeld getragen, weil er merkte, daß sie ihm zu nahe gekommen. Zu Degenfeld liege er in einer unterirdischen Höhle. Die Männer gingen auch dorthin. Ein Geistlicher, der um seine Hilfe [83] angegangen worden, sagte, es wäre jezt noch nicht Zeit, den Schatz zu heben, weil ein Blutsverwandter derer vom Graneckle am Rhein drunten noch lebe, eine Frau, die sich »vom Graneckli« schreibt. Der Schatz liegt noch unaufgedeckt in Degenfeld; es seien an die fünf bis sechs Millionen.