111. Das Eierpicken, ein alter Reutlinger Volksgebrauch 1.

Ein eigenthümlicher Gebrauch dahier ist das sogenannte [84] »Eierpicken«. Schon am Palmsonntag, besonders aber über die Osterfeiertage, sieht man auf den öffentlichen Plätzen verschiedene Gruppen junger Leute stehen, um sich auf folgende Weise gefärbte Eier (Ostereier) abzugewinnen. Es stoßen je zwei ihre Eier mit dem spitzen Theile gegen einander, bis eines davon bricht; nun wird auch mit dem untern breiten Ende gestoßen, bis es ebenfalls bricht. Bleibt Einem das Ei unverlezt, so hat er das seines Gegners gewonnen; bleibt aber blos der spitze Theil gut und bricht der breite und umgekehrt, so hat keiner gewonnen. Dieses Volksspiel wird dahier »Spitz und Asch« genannt und so ausgedehnt betrieben, daß man beim Anblick dieser, oft 100 Personen starken Gruppen einen Volksauflauf zu sehen vermeint, und ein Glückskind gewinnt oft mit einem einzigen Ei deren Dutzende.

Fußnoten

1 Die Sitten aus Reutlingen verdanke ich Herrn Lehrer Schiele daselbst.

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TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. Märchen und Sagen. Sitten und Gebräuche. Sitten und Gebräuche. 1.. 111. Das Eierpicken, ein alter Reutlinger Volksgebrauch. 111. Das Eierpicken, ein alter Reutlinger Volksgebrauch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-0AB1-F