§ 3. Sueven.
Raschen Laufes war Rom an die Höhe seiner Macht gelangt. Alle Völker rings um das mittelländische Meer waren unterworfen oder reif für das Joch und mußten ihre streitbare Jugend römischen Feldherrn zur Verfügung stellen. Da, im Jahre 114 v. Chr., brachen aus dem fernen Norden bisher ungenannte Völker auf, Kimbern, Teutonen und Ambronen, um Land zu suchen, zuerst über die Donau nach Illyrien, dann über den Rhein nach Gallien. Rom zitterte; fünf seiner Heere waren vernichtet. Als Retter erschien Marius. Die Deutschen hatten sich getrennt. Am Rhone beiAquae Sextiae wurden die Teutonen und Ambronen im Jahre 102 aufgerieben, die Kimbern ein Jahr darauf am Po. Fortan blieb ein düsteres Ahnen dem Römer, wenn er gen Norden schaute, nach der unheimlichen Gegend, welche die Rächer römischer Zwingherrschaft barg.
Es sollte auch nicht lange währen und die Germanen prallten zum zweitenmale gegen die Römer. In Gallien waren Sequaner und Aeduer in Streit gerathen; erstere riefen die Sueven jenseits des Oberrheins zu Hilfe. Einem solchen Ansuchen vermochten Germanen nicht zu widerstehen; es winkte Kampf und Ruhm und Erwerb von Land. Aus den suevischen Völkern des heutigen Schwabenlandes sammelte Ariovist als Gefolgsherr seine Schaaren, mit denen er von Nordost über den Rhein rückte. Unschwer waren die Feinde besiegt. 72 v. [10] Chr. Desto theuerer sollten die Sequaner die Hilfe bezahlen. Ein Drittel des Bodens mußten sie den Germanen abtreten, bald forderten diese als Herren ein zweites Drittel. Da wendeten sich die Unterdrückten an Rom. Gerne stand Cäsar bei. Als er aber seine Legionen bis Vesontio vorgeführt hatte, dem heutigen Besançon, entsetzten sich die Römer ob der drohenden Gefahr. Angesichts der Germanen entfiel ihnen der Muth, viele weinten und wollten zurück, die meisten machten ihre letztwillige Verfügung. Denn sie vernahmen von der ungewöhnlichen Größe dieser Feinde, ihrer unglaublichen Tapferkeit und Kampfesgewandtheit, und dem unerträglichen Leuchten und Blitzen ihrer scharfen Augen. Alle seine Beredsamkeit mußte der Feldherr aufbieten, die Muthlosen aufzurichten. Schon thaten ihnen die kühnen suevischen Reiter großen Abbruch. Aber nur der Aberglaube der Deutschen, welche in abnehmendem Monde die Schlacht vermeiden wollten, und der Spruch weiser Frauen, die den Ariovist auf sein Befragen darin bestärkten, halfen den Römern zum Siege. Ariovist wich über den Rhein zurück. 58 v. Chr.
Geschwächt und fürchtend der Römer nächste Nähe, welche unter Augustus im keltischen Alpenlande die Burgen gebrochen, die Städte erobert, die freien Stämme unterjocht hatten, zogen die Sueven unter Marbod nach Osten in das herrenlose Bojohemum, einst Land der bojischen Kelten. 8 n. Chr.