1462. An Johanna Keßler

1462. An Johanna Keßler


Mechtshausen 11. Aug. 1904.


Liebste Tante!

Wie leben Sie weiter bei der Dürre des Sommers? Ich hoffe, im Main sind noch keine Hungersteine gefunden, wie in Elbe und Spree, so daß der Herr Hühr Ihnen fortwährend einen frischgrünen Rasen bereitet. Bei uns haperts damit. Grad wenn man recht gießen sollte, fehlt es an Waßer. Daher sind Blumen und Anger recht matt. Man muß sich wundern, daß trotzdem anderseits noch allerlei wächst. Beerenobst, Erbsen gab es und Bohnen, Gurken giebt es in Menge; Kartoffeln desgleichen. Die Obstbäume müßen gestützt werden. Auch von den Bauern, die sonst gern klagen, hört man heuer die Feldfrüchte allgemein rühmen.

Was mich persönlich anbelangt, ich trinke wenig, rauche viel, bewege mich bedachtsam und befleißige mich der äußersten Seelenruhe; daher hat mir die Hitz bei Tag und Nacht nichts anhaben gekunnt; selbst neulich nicht auf meiner Fahrt nach Münster in Westfalen hin und zurück.

Mein Bruder Hermann ist zu Besuch hier, ebenso Tante Anna aus Münster; die andern von dort werden bald nachfolgen.

Wenn Ihnen, liebste Tante, die Tinte von der Sonne nicht ganz eingetrocknet ist, dann, bitte, schwingen Sie sich auf zu einem kurzen Bericht.

Inzwischen herzl. Grüße an Sie, an Letty und Alle von Ihrem getr.

Onkel Wilhelm.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 1462. An Johanna Keßler. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1D29-A