1184. An Hermann Nöldeke
1184. An Hermann Nöldeke
Wiedensahl 15. April. 98.
Lieber Hermann!
Ich danke dir für deinen freundlichen Brief, woraus ich sehe, daß du in deiner häuslichen Einsamkeit wohl versorgt wirst. Bei uns hier beruht der Betrieb mehr auf gutem Willen, als auf gutem Intellekt; den ersteren schätz ich hoch, den andern kann ich nicht ändern. So muß man zufrieden sein.
Auch unser Wetter, wie eueres, ist recht neckisch. Naß und kühl. Jetzt wieder mal Ostwind. Aber der Spinat steht grün in Reihen; der Salat ist munter aufgelaufen (Lavendel noch nicht); die ersten Erbsen sind theilweis heraus. Für die Gurken zog ich bereits einen Graben und ließ alten Dünger hinein bringen. Für die Kürbiße hat Lange im Hofe zwei Löcher mit guter Erde gefüllt.
Der Buchsbaum ist geschoren. Die Rosenaugen, die du voriges Jahr einsetztest, treiben prächtig; meine späteren aber auch.
Die Droßeln sind uns, vermuthlich der Katzen wegen, untreu geworden, nachdem das Weibchen im Epheu ein fertiges Nest gebaut hatte. Wenn die Bäume und das Gebüsch erst ordentlich Laub kriegen, siedeln sich hoffentlich recht viel andere Sänger an.
Von Norden hatt ich zu Ostern gute Nachricht; aus Hunteburg ebenfalls. Mutter wird jetzt in Barnstorf sein. Dich hoff ich nächstens zu sehn; es würde mich freun, wenn du kämst.
Leb wohl, lieber Hermann! Mit herzlichem Gruß
dein getr. Onkel
Wilhelm.
Unser Herr Doctor hat Rheumatismus, hör ich; läßt sich von seinem Lahder Collegen vertreten. – Schlachter Meier ist gestorben; ebenso Schuster Krömer.
Für's Strampelrad wünsch ich dir bald trockeneres Wetter. Otto wird sich, denk ich, in nächster Woche wohl eins holen von Osnabrück.
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