6.

Friederike Büsching hat diese Geschichte selbst erlebt und mir erzählt: Als sie noch ein Kind war, ging sie eines Abends zu Leuten, um da Zichorien zerschneiden zu helfen. Es war eine ganze Gesellschaft versammelt. Ein alter Kerl, der mit im Hause wohnte, kam auch herein und sagte, er wolle ihr auch was schenken, weil sie am fleißigsten wäre. So gab er ihr zwei Senfbirnen, und sie aß davon. Ein Junge, der bei ihr saß, stieß sie mit dem Ellenbogen an und sagte, sie sollte nicht davon essen, das würde ihr nicht gut bekommen; und als sie ihm eine Birne abgab, biß er erst dreimal was davon und spuckte jedesmal das Stück weg. Dann aß er die Birne. Als sie nach Hause kam, wurde sie krank, daß sie sich nicht zu helfen wußte; als sie es dem Pastor erzählte, sagte der, das wäre dummes Zeug. Da wurde nach Verden zu einem Manne geschickt, der so was kannte und gleich sah, wo's fehlte. Er schickte ihr etwas zum Einnehmen, und sie mußte schrecklich würgen und brachte mit vieler Mühe eine Kielpogge (Eidechse) heraus; die saß da vor ihr auf dem Bette und sah sie so recht grall an, als wenn sie sagen wollte: »Wie gefalle ich dir?« dann huckte sie vom Bette hinunter und war unter der Bettsponde verschwunden. Danach mußte sie noch eine ganze Menge Kielpoggen von sich geben, worauf es besser mit ihr wurde. Dem Jungen hatte die Birne nicht geschadet, weil er drei Stücke davon abgebissen und ausgespieen hatte.


Wanderbursch und Irrlichter (Wilhelm Busch: Ut ôler welt)

[114] [117]Es gilt auch sonst: Wenn einem ein verdächtiger Trunk angeboten wird, so muß man, ehe man trinkt, drei Tropfen auf die Erde gießen; dann bleibt der Zauber ohne Wirkung.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Märchen und Sagen. Ut ôler welt. 2. Sagen. 6. [Friederike Büsching hat diese Geschichte selbst erlebt und mir]. 6. [Friederike Büsching hat diese Geschichte selbst erlebt und mir]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-2382-4