1034. Die Glocke zu Laer und Springmeiers Kolk.

(S. Mittheil. Bd. III. S. 401. Poetisch beh. v. Crone a.a.O. S. 98 etc.)


Just ward zu Laer die Kirmeß gefeiert und die jungen Burschen und Mädchen drehten sich in der Schenke im muntern Tanze. Siehe da kam [853] plötzlich ein schweres Gewitter heraufgezogen, der Donner grollte und schwefelgelbe Blitze fuhren wie Schlangen über den schwarzen Himmel. Siehe da sah man hoch oben am Thurme helle Feuerflammen und am Schallloch stand mitten im Sturmesbrausen der Böse und schwang die Glocke mit mächtiger Gewalt hin und her, denn leichtsinnig hatte man vergessen ihr die Taufe nach christlichem Brauche zu geben. Endlich schleuderte sie der Satan hinab in den Mühlenteich 1, daß hoch auf die Fluthen desselben schäumten. Die Steine aber, die hierbei aus dem Gemäuer fielen, konnten lange nicht wieder eingesetzt werden. Da war aber überall Klagen und Jammern und Jedermann schrie, man müsse die Glocke aus dem feurigen Grabe herausholen. Man fand endlich einen geschickten Taucher, der sich zu dem Wagniß erbot. Er stieg hinab in die Tiefe und auf stiegen vom Grunde drei schneeweiße Blasen, welche dem Volke das Gedeihen seiner Arbeit verkündigten, aber o weh! oben stand am Rande des Teiches ein Weib, das einen Pact mit dem Bösen gemacht hatte und starr in die Tiefe des Teiches hinabschaute. Da brausten plötzlich die Wässer von Blut geröthet in die Höhe und durchbrachen mit mächtigem Schlage die Ufer und Alles zitterte, betete und entfloh, den Taucher aber und die Glocke sah Niemand wieder. Das Dorf hat später andere Glocken bekommen, wenn diese ertönen, dann hört man tief aus dem Grunde des Teiches hervor die versunkene Glocke in ihren harmonischen Klang einstimmen.

Fußnoten

1 Nach Andern flog sie in die Salzquelle, Springmeiers Kolk geheißen.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Hannover. 1034. Die Glocke zu Laer und Springmeiers Kolk. 1034. Die Glocke zu Laer und Springmeiers Kolk. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-38AF-6