834. Ursler Mark Geding.
Aus Otto Wallaw's Nova Facies d.i. Neues Aufsehen der in Königsteiner Graff- und Herrschaft gelegenen Stadt Ober-Ursel, worin sich selbige von zweyen Seculis her, absonderlich vom 1537. biß auff das gegenwärtige 1724. Jahr darstellet, abgedruckt bei Henninger Bd. I. S. 63 etc.
Das Best, so sagen kan vom Waldt, Ist, daß mans Marck-Geding 1 noch halt, Zu Ursell auf der Auen sehn All unter freyem Himmel stehn. [730] Die zwei Marck-Meister sitzen doch, Nebst ihnen andren wenig noch, Mit fünff Marck-Schultzen an der Zahl Die Märcker stehen allzumahl Herr Anwaldt kommt geritten dar Begleitet von Soldaten Schaar, Repräsentirt sein Principal Herrn Obrist-Waldbolt allemahl. Er setzt sich oben an, und thut Mit Ceremonien gar gut Zum Marck-Geding die Eingangs-Redt, Wie dieser Brauch im Marck-Buch steht. Dies jährlich zweimal wird gehegt. Wobey alles wird angeregt; Was nur zum Marck-Recht dienen mag, Ein jeder beybringt seine Klag. Die Frevel man anbringt und strafft, Wovon hernach wird angeschafft Ein wohlbestelltes Tractement. Man ißt und trinckt biß an das Endt. Ein Willkomms-Becher ist vor die, Welche beim Tractement noch nie Gewesen, der drey Schoppen halt. Den muß man trinken alsobaldt In einem Zug und zeigen an Das Wahrzeichen so unten dran. Wer diß nicht weiß, der muß auch noch Den Deckel von zwey Schoppen hoch Außtrinken, solt er auch nicht stehn Oder nach Hauß mehr können gehn. Stark ist von Silber diß Pocal Und schön verguldet überall. Alle Herrschaften nah und fern So in die hohe Marck gehörn Daran ihr Wappen haben stehn Gestochen, es ist gar schön.
Fußnoten
1 Als Deutschland noch sehr viele Wälder hatte, dachte man nicht daran, sie zu schützen, sondern rodete sie aus. Später verbanden sich aber mehrere Dörfer zu gemeinschaftlicher Benutzung und Erhaltung derselben und machten sich selbst Gesetze (Markbriefe), aus denen die Markgedinge entstanden.