401. Sprüche von Pommern.

(S. Berckenmeyer, Curieuser Antiquarius S. 690.)


Pommern ist zwar ein fruchtbares Land, allein die Speisen, die man dort genießt, sind für einen nichtpommerschen Magen zu schwer zu verdauen. [451] Darauf hat einst eines Bischofs Diener, ein geborner Italiener folgende halb lateinische halb deutsche Verse gemacht:


Ali, mali, pulli, nulli, pisciculi parvi,

Hering, Flachfischi, Dorsi

Sunt Pommerische Richky.


Man pflegt auch im Scherz zu sagen: »Ein Pommerscher Edelmann fährt mitten im Sommer auf den Johannistag noch mit dem Schlitten auf dem Eise!« Dies bezieht sich darauf, daß in dem Pommerschen Walde, der Sommer genannt, ein See ist, auf welchem der Pommersche Adel am letzten Tage des Weihnachtsfestes (27. Dezember), welcher der Tag Johannis des Evangelisten ist, auf Schlitten sich zu belustigen pflegt.

Einen Pommerschen Trunk heißt man den, wenn ein Säufer so lange in einem Zuge das Getränk in sich hineinschluckt, bis es ihm an Athem gebricht, und er dennoch, wenn er abläßt, beide Backen voll im Rest behält. Man sagt auch, Pommern sei ein schlechtes Land für die Frauenzimmer, darum weil die heidnischen Bewohner dieses Landes es nicht für Unrecht hielten, wenn sie zu viele Töchter bekamen, deren etliche, sobald sie geboren waren, zu erwürgen oder zu ersäufen, damit die andern Kinder desto besser mit irdischen Gütern versorgt werden möchten. Mit den Knaben ist solches aber nie geschehen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. 401. Sprüche von Pommern. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-3DBD-D