566) Die Siebenspringe. 1
Unweit dem Dorfe Thale, da wo jetzt die Fabrik steht, liegen die sogenannten Siebenspringe, sieben klare sprudelnde Quellen. Einst verlangten sieben Prinzen nach den Schätzen jener Prinzessin, deren Roß seinen Huf in den Roßtrappenfelsen eingrub. Sie wurden aber bei ihrem gefährlichen Unternehmen von sieben Riesen getödtet. Als sie begraben waren, kamen sieben Prinzessinnen, ihre Geliebten, daher, warfen sich auf ihre Gräber und weinten sich zu Tode, da, wo jetzt die Siebenspringe sind, denn diese entstanden gleichsam von ihren Thränen. Auch sieben Birnbäume pflanzten die Prinzessinnen auf diese Stelle.
Nach einer andern Sage 2 wären jene sieben Prinzessinnen jedoch die Töchter eines Harzkönigs gewesen, um welche sich viele Prinzen und Edelleute beworben hätten, aber keiner sei ihnen gut genug gewesen. Da seien [514] einmal sieben Prinzen aus England gekommen und diese endlich hätten ihre Zuneigung errungen. Allein die abgewiesenen Freier hätten erbittert verlangt, diese müßten zuvor um sie mit ihnen kämpfen, und da hätten die Königstöchter nicht eher geruht, als bis die sieben Prinzen mit ihnen entflohen wären, um ihr Leben nicht dem ungewissen Erfolge des Kampfes auszusetzen. Die Verfolger jedoch holten sie ein und ihre Uebermacht überwältigte bald trotz ihrer Tapferkeit die sieben Jünglinge; einer fiel nach dem andern, die sieben Königstöchter wurden wieder zu ihrem Vater zurückgebracht, allein sie blieben unvermählt; alle Morgen, wenn die Sonne emporkam, standen sie auf und gingen hinab an den Saum des Waldes, wo die sieben Brüder gefallen und begraben waren. Dort sanken sie nieder und weinten; dies thaten sie lange Jahre hindurch, eines Morgens aber fand man sie alle sieben gestorben, an der Stelle aber, wo eine jede ihren Liebsten beweint hatte, sah man eine kleine Quelle hervorsprudeln, so daß das Wasser aus sieben Enden floß. Sieben Bäume aber hatten sie dort gepflanzt, das waren die sieben Brüder.