653. Die Geisterschlacht am Kaukarus.

(Sehr weitläufig in d. Preuß. Prov-Bl. 1840 S. 422. Poetisch behandelt v. Roose a.a.O. S. 65 etc.)

Nördlich von dem Gute Karlsberg am Memelufer bilden tief eindringende Schluchten nicht weniger als fünf mit einander gleichlaufende Bergrücken. Unter diesen ist der bedeutendste der sogenannte Kaukarus, der seinen Namen von dem gleichnamigen Berggott (litthauisch) haben soll, der hier thronte. In seiner Nähe hielten sich, ihm zu dienen, viele Geister auf, und Schlösser, mit Gärten umgeben, schmückten sein Gebiet, durch die Geister wurden sie aber während ihrer Kämpfe gegen die heidnischen Litthauer zerstört. Nach der Sage schimmern aber in der Johannisnacht jene Kaukarushöhen, auf denen einst die erwähnten Schlösser standen, in wunderbarem Lichte, wenn aber die Jahrestage der hier und in der Gegend vorgefallenen Schlachten wiederkehren, tönt schauervoll ein Kriegsgesang durch die Lüfte und von dem Jodkalnas, dem schwarzen Berge (so genannt aus Haß gegen die hier beerdigten Feinde) saust es heulend dahin nach der graslosen, seit jener Hauptschlacht wüst liegenden Ebene, wo dann die bleichen Streiterschaaren in den durch Sturmeswirbel emporgewehten Sandwolken wild durch einander jagen und in wüthendem Kampfe einander aus der Höhe herabstürzen. Unterdessen stürzen auf dem Blocksberge an der Scheschuppe Jungfrauen in lichterlohen Gewändern, vor den Kriegern fliehend, sich in die prasselnden Flammen. Bei anbrechendem Tage verschwindet Alles.