750) Der heilige Lebuinus. 1

Gegen das Ende des 7. Jahrhunderts erschien in Westphalen ein Missionär, Lebuinus genannt, und scheute keine Mühe, die heidnischen Einwohner zu bekehren. So kam er einst auch in die Nähe der Weser in die Gegend, wo jetzt die Stadt Herford steht. Es war aber hier gerade eine große Menge Westphälinger, Priester, Krieger und Heerführer versammelt, welche ihren alten heidnischen Gottesdienst hielten und dabei über Krieg, Frieden und Gesetze berathschlagten. Auf einmal erschien der heil. Lebuinus in ihrer Mitte und forderte sie mit lauter Stimme auf, ihrem heidnischen Götzendienst zu entsagen und Einen Gott, den ewigen und wahren anzubeten, drohte ihnen auch mit fürchterlichen Strafen, wenn sie seinen Ermahnungen nicht Folge leisten würden. Da erhob sich aber der ganze Haufe, der die Kühnheit des heiligen Mannes verwundert angestaunt hatte, mit großem Geschrei, schlug die Waffen an einander und wollte in empörter Wuth den heiligen Priester erschlagen und ihn den Götzen opfern. Aber Gott der Herr verließ seinen treuen Diener nicht, denn in dem Augenblicke, wo sie ihn ergreifen wollten, öffnete sich ein Baum, an dem er stand, nahm ihn in seine Mitte und schloß sich wieder zu, also daß er gerettet und noch zu manchen heiligen Werken aufbewahrt wurde. Der Baum ist noch jetzt bei Herford zu sehen und zeichnet sich namentlich durch seine wunderbarlichen Blätter aus. Das Feld aber, auf dem er stand, erhielt den Namen Hillgenböke (heilige Buche); [707] später wurde über dem Schaft dieses Baumes eine Kapelle gebaut, die wegen ihrer Baufälligkeit erst zu Anfange dieses Jahrhunderts abgebrochen ward.

Fußnoten

1 S. Stahl, Westphälische Sagen S. 266.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Westphalen. 750. Der heilige Lebuinus. 750. Der heilige Lebuinus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-3FF6-E