428. Die drei Ringe zu Pansin.

(S. Temme a.a.O. S. 240.)


Eine Meile von Stargard nach Osten hin liegt ein großes Dorf mit einem alten und ansehnlichen Schlosse, Pansin geheißen. Dasselbe gehörte früher dem Johanniterorden, wurde aber nachher ein Bork'sches Lehn und ist jetzt im Besitze der Familie v. Puttkammer. Auf diesem Schlosse lebte vor Zeiten ein Fräulein, der erschien in einer Nacht ein Geist, der ihr gebot aufzustehen und ihm in die Kirche zu folgen. Anfangs scheute das Fräulein sich, auf sein drittes Gebot gehorchte sie ihm aber. Wie sie nun in die Kirche trat, da sah sie am Altare ein Feuer brennen, und der Geist gebot ihr, daß sie zu demselben hingehen und ihre Schürze mit den glühenden Kohlen füllen solle; er ermahnte sie dabei, daß sie beim Weggehen sich nicht umsehen dürfe. Das Fräulein that zwar Anfangs, wie ihr geheißen, als sie aber zuletzt aus der Kirche herausging, da konnte sie nicht widerstehen sich noch einmal umzublicken. Allein auf einmal fielen alle Kohlen auf die Erde und verloschen; nur drei konnte sie geschwinde aufgreifen. Als sie mit diesen in das Schloß zurückkam, da waren es drei goldene Ringe. An diesen drei Ringen hängt das Glück und Gedeihen der Familie, die das Schloß besitzt, darum wurden sie mit großer Sorgfalt verwahrt. Dennoch ist einer davon einmal verloren gegangen. Gleich darauf entstand im Dorfe eine Feuersbrunst und das Schloß bekam einen großen Riß. Man schickte die beiden anderen Ringe darauf in ein Kloster; zuletzt hat man sie aber, damit sie gar nicht verloren werden könnten, in dem Schlosse eingemauert.

Man sagt, der Geist, den das Fräulein gesehen, solle einer von den Unterirdischen sein, deren es in der Wiese bei Pansin zu vielen Hunderten giebt. Andere meinen, das Fräulein habe gar keinen Geist gesehen, aber es habe ihr in drei Nächten nach einander geträumt, daß sie so thun solle, wie sie nachher gethan hat; sie hätte auch nicht in die Kirche gehen sollen, sondern auf die Wiese, in welcher die Unterirdischen wohnen. Wie sie nun wieder zurückgegangen, da habe sie auf einmal einen ganzen Haufen von diesen kleinen Männlein gesehen. Darüber soll sie so erschrocken sein, daß ihr alle Kohlen bis auf die drei entfallen sind.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Pommern. 428. Die drei Ringe zu Pansin. 428. Die drei Ringe zu Pansin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-440D-F