1366. Schatzgräber in Hessen.

(S. Kirchhof I. Nr. 175. 176.)


Zu Cassel waren zu Ende des 16. Jhdts. drei Leute, die da schnell reich werden wollten; denen hat ein Wahrsager einen Ort, wo ein großes Gefäß voller Gülden stehen sollte, angezeigt. Die Sache war ihnen Ernst, sie versahen sich also mit allen hierzu nothwendigen Dingen, versprachen nicht von einander zu weichen oder abzulassen, bis sie die Gülden gefunden hätten. Sie machten sich also des Abends hinaus vor die Stadt und fingen in der Nacht an zu graben, da kommt von fern des Weges her ein scheußlicher Fuhrmann mit schwarzen Rossen, und ein Knecht, hielt bei diesen dreien still und richtete ihnen gegenüber einen Galgen auf, nagelte daran drei Ketten, versuchte auch etliche Male, ob sie wohl angemacht wären, und der Knecht sprach nun: »Meister, wen wollen wir zuerst haben?« – »Den langen Stichtodt« (also war sein Name), sprach der Meister. Als dies die Schatzgräber sahen und hörten (denn bis dahin waren sie noch unerschrocken stehen geblieben), da dachte der Lange: »Will es so zugehen, willst Du hier keinen Heller, geschweige denn Gülden zulangen«, vergaß seines Gelübdes und war der erste, der ausriß, wollten die [1102] an dern zwei ihm nicht nach, mochten sie es lassen. Am andern Morgen gingen sie wieder hin, um zu sehen was noch da sei, allein sie sahen weiter nichts, als daß sie vergebens gearbeitet hatten.

Im Jahre 1557 geschah es auch also zu Cassel in der Nacht, da gruben ihrer drei, deren einer ein Krystallgucker war, nach Geld in einem Keller, in der Nacht fällt aber die Mauer unversehens ein und erschlug ihrer zwei, nämlich den Krystallgucker und einen seiner Gesellen, die wurden ihrem Verdienste nach unter dem Galgen begraben. Der dritte aber stand kaum nach langer Krankheit wieder vom Krankenbette auf.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Nachtrag. 1366. Schatzgräber in Hessen. 1366. Schatzgräber in Hessen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-45AE-0