1199. Der Alchymist.

(S. Letzner B. III. C. 51.)


Zur Zeit Herzogs Erichs des Aeltern ist zu Minden ein anschlägiger Alchymist angekommen und hat sich etliche Tage im Gasthofe zur »Güldenen [970] Krone« aufgehalten, hat sich auch bei etlichen Hofdienern mit schwülstigen Worten angemeldet und gesagt, daß er aus Kupfer Gold und Silber machen könne, dann aber auch ein Verzeichniß alles dessen, was man dazu haben müsse, von seiner eigenen Hand geschrieben, Hansen von Oldershausen, so der Zeit fürstlicher Kammerjunge gewesen, zugestellt und ihn gebeten, dem Fürsten dieses Verzeichniß zu behändigen. Als nun dieser Handel dem Fürsten vorgelegt worden war, ist auch der Alchymist vorbeschieden worden, der in großer Hoffnung, daß ihm viele Ehre erwiesen werden solle, hingegangen ist. Um nun seiner angeblichen Kunst einen Schein und großes Ansehen zu geben, hat er vor dem Fürsten einen goldenen Löffel und eine silberne Schale hervorgezogen und gezeigt, dabei aber vermeldet, daß er beide Stücke aus Kupfer bereitet und gemacht habe. Herzog Erich aber fragte den Alchymisten, wie oft und lange solches gemachtes Gold und Silber im Feuer Stand halten könne. Darauf antwortete dieser, es könne neun, höchstens zehn Feuer bestehen, dann nehme es wieder ab. Darauf hat der Fürst gesagt: »Du loser Schelm, ich habe meinen grauen Kopf bis anhero vor allen Fürsten des Reiches mit Ehren getragen und Du willst mich in meinem hohen Alter zu einem Land- und Leutebetrüger machen? Darum packe Dich aus meinem Lande oder ich will Dir die Augen ausbrechen lassen!« Damit hat er ihm sein alchymistisches Verzeichniß nachgeworfen und jener ist davon gegangen, hat aber den Zettel zurückgelassen, den Hans von Oldershausen aufgehoben und behalten hat.

Ebenso hat der Herzog Erich einen andern Schwindler, der die Werra hat in die Leine bringen wollen, mit harten Worten abgewiesen.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Hannover. 1199. Der Alchymist. 1199. Der Alchymist. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4A11-6