VI.
Eine andere, ebenfalls in jener Gegend wohnende Frau, der die vorige, aus lauter Freude über ihr gehabtes Glück, den ganzen Vorfall von Anfang bis zu Ende und mit allen Nebenumständen erzählt hatte, nahm nun auch die Gelegenheit wahr, als einst während des Mittagsgottesdienstes wieder bunte Flämmchen aus der Erde hervor schielten, beobachtete dabei alle erforderlichen Umstände und war so glücklich, bei angestelltem Nachgraben eine große Menge alter harter Thaler zu finden. Gierig, die ihr jetzt so günstige Gelegenheit recht zu ihrem Vortheile zu benutzen, rafft sie so viel als möglich von jenem Gelde in ihre Schürze und eilt damit nach ihrer Behausung. Mit Emsigkeit zählt sie hier ihren Schatz auf vielen Tischen und Bänken auf, nur begierig, zu erfahren, wie viel ihr das sonst so neidische Glück, dem sie nun einmal die gute Stunde abgelauscht hatte, bescheert haben würde. Da aber, als sie im besten Zählen ist, däucht es ihr plötzlich, als ob sie Feuerlärm höre, das[239] ganze Dörfchen scheint in Flammen aufzugehen, daß die Lohe ihr glühendroth an's Fenster schlägt; in der größten Bestürzung eilt sie plötzlich hinaus, die Gefahr zu untersuchen, aber o Wunder! Alles ist draußen still und in der größten Ruhe, als sie zum Hause hin aus tritt, und nicht die geringste Spur einer Feuersbrunst kann sie bemerken. Staunend kehrt sie jetzt wieder um, ihren Schatz vollends durchzuzählen, noch mehr aber staunt sie nun, als auch dieser jetzt zu Nichts hingeschwunden und auch nicht eine Spur davon mehr in der ganzen Stube zu bemerken ist.