641) Bischof Burchard II. von Halberstadt, der Kinderfreund. 1
Im Jahre 1060 ward Bischof Burchard II. Bischof von Magdeburg; er war ein frommer und leutseliger Mann, und doch war sein ganzes Leben eigentlich nur eine einzige Kette von Unruhen und Drangsalen für ihn und sein Bisthum. Er nahm in den Streitigkeiten des Papstes Hildebrand mit dem Kaiser Heinrich IV. die Partei des erstern und so kam es, daß er mehrmals im Felde gegen den letztern stand. Allein das Glück war nicht immer auf seiner Seite und zuletzt fiel er selbst, vom Kaiser abgesetzt, zu Goslar (17. April 1088) einem Volksaufstande zum Opfer; sein Leichnam ward mitten im Chore zu Ilsenburg beerdigt.
Die Sage erzählt nun von ihm, daß er ein außerordentlicher Kinderfreund gewesen und deshalb, wenn er aus oder zur Kirche ging oder verreiste, stets von einem Schwarme Kinder umgeben war. Sahen sie ihn aber ja einmal von einer Reise zurückkommen, so erklang in der ganzen Stadt ein [598] allgemeines Freudengeschrei: »Bischof Burko kömmt! Bischof Burko kömmt!« und wenn er dann in dem Hofe war, warf er Geld, Obst und dergleichen unter die Kinder und theilte sonst auch noch viele Geschenke, sonderlich aber auch oft rothe Schuhe mit Ringen unter sie aus und so ist sein Name in einem heute noch in Halberstadt und der Umgegend gesungenen Schlummerliede zum Sprichworte geworden. Es lautet dieses aber also:
Burko von Halberstadt, Bringe unserm Kinde wat! – Wat soll eck ihm bringen? – Rothe Schuhe mit Ringen, Zucker, Rosinen und Mandelkern, Dat it unser Kinneken gern. Eija, popeyia!
Fußnoten
1 S. Sagen aus der Vorzeit des Harzes S. 67 etc.