397. Die Spottnamen der Pommerschen Städte.

(S. Balt. Studien Bd. III. H.I. S. 235 etc. Temme S. 161 etc.)


Die Stralsunder führen den Spottnamen »Hans Katte« bei ihren Nachbarn, nicht davon, daß bei ihnen das schon erwähnte Katzenbeißen stattgefunden hat, sondern weil einmal, als sich das Gerücht verbreitet hatte, auf dem Nicolaikirchthurme habe sich ein Fuchs gezeigt und die Bürger mit Wehr und Waffen auf den Thurm stiegen, um den Fuchs zu erlegen, derselbe sich als eine gewöhnliche Katze entpuppt hatte, weshalb sie in der ganzen Umgegend verspottet wurden.

Die Greifswalder führen den Spottnamen »der Lammsbraten«, weil, als die Dänen mit einer großen Flotte von ihrer Königin Philippa im Jahre 1429 abgeschickt worden waren, um die Stadt zu zerstören, sie dem Admiral derselben einen Lammbraten geschickt haben sollen, um ihn zu besänftigen.

Die Anklamer führen den Spottnamen »Schweinetrecker«, weil sie einst, als der Herzog von Pommern in einem Schreiben an sie ein Paar Schwäne verlangt hatte, sie falsch gelesen und statt der Schwäne demselben zwei große Schweine geschickt hatten.

Die Einwohner der Stadt Cöslin haben drei Spottnamen bekommen. Der eine hieß »Horsa Cöslin« weil sie einst gegen ihren Herzog Bogislav X. muthig, aber vergebens sich empört hatten. Der zweite war »Musum Cöslin«, weil ihr Bürgermeister Heidenreich einst den Stadtschatz entwendet (gemauset) hatte und damit nach Lübeck entwichen war, wo der dasige Stadtrath ihm denselben aber wieder abnahm und davon einen festen Thurm, Musum Cöslin genannt, gebaut hatte. Der dritte bekannteste ist »Sacksöfers«, weil, als zur Zeit der Reformation ein katholischer Barbier in der Trunkenheit, ein Glas Branntwein in der Hand und eine quakende Ente unter dem Arm, so in die Kirche getreten war, sie ihn aber dafür in einen Sack genäht und ersäuft hatten. Sie wurden dafür um 4000 Gulden gestraft und davon kommt das Sprichwort: Cöslin darf eine Thorheit thun und sie dann auch bezahlen.

Auf Rügen werden die Bewohner von Putbus Pooken von den Mönchgutern genannt, und diese wieder von erstern Kollen. Dies kommt daher, weil die Einwohner von Rügen in den Fehden mit den Bewohnern der Halbinsel Mönchgut lange scharfe Messer, Pooken genannt, führten, letztere aber Streitkolben, Kollen geheißen.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Zweiter Band. Pommern. 397. Die Spottnamen der Pommerschen Städte. 397. Die Spottnamen der Pommerschen Städte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4F8B-1