654) Das lebende Bild zu Falkenstein. 1

Im ersten Stock des Schlosses Falkenstein befindet sich der Rittersaal, geschmückt mit den Ahnenbildern der Falkensteinischen und Asseburgischen Familien. Unter ihnen zeigt man das verblichene Bild einer geisterhaft aussehenden [615] Frau und erzählt von demselben, daß die edle Dame, welche es vorstelle, zu Zeiten leibhaftig aus dem Rahmen hervorschwebe und still und traurig durch die alten Gänge und Hallen Treppe auf Treppe ab wandele. Jedesmal wenn in der Falkensteiner Linie der Asseburger, welche seit dem Jahre 1816 erloschen ist, einer der männlichen Zweige, die den Ast grün erhalten sollten, absterbe, trete die trauernde Falkensteinerin aus dem Rahmen heraus und wandere still und traurig nach der alten Burgkapelle und kehre von da an ihren Ort zurück. So wollen die Kastellane sie gesehen haben im Jahre 1728, als Erasmus August der Vater, und 1748 und 1754, als dessen Söhne Johann Bernhard und dann Friedrich August hinschieden, ebenso im Jahre 1797, als Achaz Ferdinand erblich, und dann noch einmal im Jahre 1816, wo der letzte Falkensteiner August Ludwig Busso das Zeitliche segnete. Seitdem hat man aber von den nächtlichen Wanderungen der Asseburgischen Ahnenfrau nichts wieder vernommen.

Fußnoten

1 S. Sagen aus der Vorzeit des Harzes S. 316.

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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Der Harz. 654. Das lebende Bild zu Falkenstein. 654. Das lebende Bild zu Falkenstein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5B1F-3